Unterstützung für Einwanderer Sprache, Arbeit, Freizeit — so kann jeder Flüchtlingen helfen

Berlin · Wenn Flüchtlinge nach Deutschland kommen, haben sie oft alles verloren und sind dringend auf Hilfe angewiesen. Dabei kann eigentlich jeder irgendetwas tun:

Diese Menschen helfen Flüchtlingen
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  • Unterkunft: Um Flüchtlinge bei sich aufzunehmen oder eine Wohnung zur Verfügung zu stellen, gibt es zwei Wege: Zum einen kann er bei der zuständigen Behörde - meist das örtliche Sozialamt - den Wohnraum anbieten. Dann schließen Vermieter und Behörde einen Mietvertrag ab. Die Behörde entscheidet, welche Flüchtlinge einziehen und übernimmt die Kosten. Der zweite Weg: Wer beispielsweise eine Flüchtlingsfamilie kennt, die er aufnehmen möchte, kann direkt mit ihr einen Mietvertrag abschließen. Dafür muss sich der Flüchtling selbst bei der Behörde melden und einen Antrag für den Umzug stellen. Diese muss zustimmen, dass derjenige am gewünschten Ort und in einer privaten Unterkunft wohnen darf. Unter http://dpaq.de/kn17w listet der Verein Pro Asyl weitere Informationen hierzu auf.
  • Arbeit: Nach dreimonatigem Arbeitsverbot steht Flüchtlingen der Weg zur Arbeit prinzipiell offen, erläutert Pro Asyl. Dann brauchen sie allerdings noch eine Genehmigung der Ausländerbehörde. Ausnahme: Bestimmte Tätigkeiten wie Praktika und eine Berufsausbildung sind für Asylbewerber und Geduldete zustimmungsfrei, erklärt das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Wer einen Flüchtling bei sich einstellen möchte, muss allerdings beachten, dass dieser in der Regel einen "nachrangigen" Zugang zum Arbeitsmarkt hat. Das Arbeitsamt prüft, ob für die Stelle ein passender Bewerber aus Deutschland oder der EU infrage kommt. Über den Flüchtlingsrat kann aber jeder, der eine Stelle anbieten möchte, nach Ansprechpartnern fragen. Die Online-Plattform workeer.de hilft bei der Arbeitsvermittlung von Flüchtlingen.
  • Sprache: In etlichen Städten haben sich Initiativen gegründet, über die Ehrenamtliche Flüchtlingen Deutsch beibringen. Oft sind das laut Pro Asyl beispielsweise pensionierte Lehrer. Die Lehrer müssen nicht unbedingt die Muttersprache der Flüchtlinge können - ideal ist aber, wenn andere Flüchtlinge dabei sind, die schon etwas Deutsch sprechen und die bei der Verständigung helfen. Im Internet oder über den Flüchtlingsrat lässt sich herausfinden, ob es bereits solche Initiativen im eigenen Umfeld gibt. Falls nicht, raten die Experten von Pro Asyl dazu, Kontakt zu einer Initiative in der Region herzustellen. Sie kann beim Aufbau eines eigenen Projekts helfen.
  • Behördengänge: Der Weg zu Behörden ist für Flüchtlinge oft ein großes Hindernis - auch dabei können Ehrenamtliche helfen. Diese sollten zwar Erfahrung im Umgang mit Behörden mitbringen, brauchen aber selbst kaum Kenntnisse in Asyl- und Aufenthaltsrecht, sagt Bernd Mesovic von Pro Asyl. Vielmehr sind die Ehrenamtlichen oft eine wichtige Schnittstelle zwischen professionellen Beratern und Flüchtlingen. Gibt es beispielsweise aufenthaltsrechtliche Probleme, sollten die Helfer den Flüchtling zu einer Beratungsstelle begleiten.
  • Sachspenden: Ob Kleidung und Spielzeug gebraucht werden, ist von Ort zu Ort unterschiedlich. Meistens sind solche Sachspenden aber sehr willkommen. Oft nehmen beispielsweise Caritas, Diakonie oder andere Wohlfahrtsverbände die Spenden an und vermitteln sie weiter.
  • Freizeit und Sport: "Freizeitangebote sind besonders für Kinder wichtig, damit sie aus den oft tristen Unterkünften herauskommen", sagt Bernd Mesovic. Aber auch Erwachsenen hilft es, aktiv zu sein und dabei andere Menschen zu treffen. So gibt es in verschiedenen Sportvereinen bereits Angebote - wer helfen möchte, kann sich bei örtlichen Vereinen melden, ob es schon Projekte für Flüchtlinge gibt. Wer beispielsweise als Fußballtrainer aktiv ist und Flüchtlingen das Mitspielen ermöglichen will, kann sich beispielsweise an die Ansprechpartner des Bundesprogramms Integration durch Sport wenden.
  • Medizinische Versorgung: Ärzte, Zahnärzte und Pflegepersonal können mit ihrem Wissen helfen. Die Gesundheitsversorgung der Flüchtlinge ist kompliziert, daher können kostenlose Sprechstunden in Flüchtlingsunterkünften sehr hilfreich sein. Ärzte, die so etwas anbieten möchten, sollten das vorher mit den zuständigen kommunalen Behörden abklären.
  • Vormundschaft: Kommt ein Kind ohne seine Eltern nach Deutschland, braucht es einen Vormund. Oft sind das Amtsvormünder, da sich viel zu wenige passende Privatpersonen finden. Ein Vormund trägt eine riesige Verantwortung - für ein möglicherweise traumatisiertes Kind: Der junge Flüchtling braucht eine Unterkunft, eine Schule, und der Vormund sollte ihn während seines Asylverfahrens begleiten. Zugleich sei man als Vormund Anlaufstelle bei allen persönlichen Sorgen und Problemen, erklärt der Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge auf seiner Website. Beispielsweise das Projekt "Do it!" der Diakonie Wuppertal will ehrenamtliche Vormünder gewinnen und schulen.
(dpa)
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