Flüchtlinge In den Kommunen fehlen 370.000 Unterbringungsplätze

Berlin · In den deutschen Gemeinden fehlen allein in diesem Jahr Unterbringungsplätze für rund 370.000 Flüchtlinge. Das geht aus einer aktuellen Studie hervor. Die Kommunen rechnen damit, in diesem Jahr insgesamt knapp 870.000 Menschen aufzunehmen.

Flüchtlinge: Zelte, Kirchen, Schiffe - hier werden sie untergebracht
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Turnhallen, Kirchen und Schiffe: Wo Flüchtlinge wohnen können

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Foto: dpa, rwe jai

Allein im Zeitraum zwischen Oktober und Dezember wird mit gut 380.000 Migranten gerechnet. Diese Zahlen beruhen auf einer Umfrage der Wirtschaftsprüfer und Berater von EY (Ernst&Young) unter rund 300 größeren Gemeinden, die am Montag veröffentlicht wurde. Derzeit stünden aber nur rund 500.000 Plätze zur Verfügung.

Viel Improvisation

Hauptsorge sei bei drei Viertel der Städte ein Mangel an geeigneten Räumen. Vielerorts werde vor allem improvisiert, sagte EY-Experte Hans-Peter Busson. "Eine mittel- oder gar langfristige Planung findet in den Kommunen noch kaum statt - schon allein deshalb, weil unklar ist, wie sich die Flüchtlingszahlen in den kommenden Monaten entwickeln werden."

Beobachter gehen davon aus, dass 2015 weit mehr als die bisher vom Bund noch offiziell prognostizierten 800.000 Flüchtlinge ins Land kommen. Bis einschließlich Oktober waren es bereits knapp 760.000. Sollte also rund eine Million Menschen kommen, könnte der Mangel an Unterkünften sogar noch größer sein.

Unterbringung mit hohen Kosten verbunden

Insgesamt sind laut Umfrage derzeit hochgerechnet 185.000 Flüchtlinge in Wohngebäuden untergebracht - die Zahl soll bis Jahresende auf etwa 340.000 steigen. In zuletzt ungenutzten Liegenschaften wie ehemaligen Schulen und Kasernen finden derzeit gut 100.000 Personen eine Bleibe (bis Jahresende: 150.000), in Wohncontainern und in bislang leerstehenden Wohngebäuden sind derzeit ca. 60.000 Menschen untergebracht (bis Jahresende ca. 100.000).

Auch in den nächsten Jahren setzen fast drei von vier Kommunen darauf, Flüchtlinge in bereits vorhandenen Wohngebäuden unterzubringen. Immerhin gut jede dritte Gemeinde plant dafür aber auch Neubauten. Wegen der hohen Kosten zur Bewältigung der besonderen Flüchtlingssituation sparen jeweils rund ein Drittel der Kommunen an anderer Stelle oder verschieben Investitionen. Rund 85 Prozent der Gemeinden planen keine Steuer- oder Gebührenerhöhungen, um die Kosten zu finanzieren.

Laut Umfrage dürfte die Verschuldung der Städte und Gemeinden steigen. Gut jede vierte Kommune rechnet damit, 2015 zusätzliche Schulden machen zu müssen - im Westen sogar fast jede dritte.

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(gol/REU)
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