Kampf gegen Terror Flughafenchef will Kontrollen nach Herkunft

Düsseldorf (RP). Der deutsche Flughafenverband ADV stellt den Grundsatz der Gleichbehandlung aller Passagiere bei den Sicherheitskontrollen zur Diskussion. Der Düsseldorfer Flughafenchef Christoph Blume, ab Januar auch Präsident des ADV, schlug im Gespräch mit unserer Redaktion eine Unterteilung der Passagiere in verschiedene Risikogruppen vor. Die sollen unterschiedlich scharf kontrolliert werden.

 Blume sieht im Profiling eine Chance, das Ausufern der Sicherheitskontrollen an den deutschen Flughäfen zu verhindern

Blume sieht im Profiling eine Chance, das Ausufern der Sicherheitskontrollen an den deutschen Flughäfen zu verhindern

Foto: RP, Bußkamp

Auf israelischen Flughäfen wird das sogenannte "Profiling" schon seit Längerem angewendet. Auch Großbritannien hat die Einführung angekündigt. "Auf diese Weise können die Kontrollsysteme zum Wohle aller Beteiligten effektiver eingesetzt werden", so Blume.

Die Methode erinnert stark an die in den späten 70-er Jahren in Deutschland entwickelte Rasterfahndung. Damals diente das Instrument dem Kampf gegen den Terror der Roten Armee Fraktion. Kern des Verfahrens ist die Vernetzung von Datenbeständen und die Suche nach Merkmalen, um verdächtige Personen aus großen Massen herauszufiltern.

Nach welchen Kriterien genau die Passagiere in Israel sortiert werden, ist nicht bekannt. Als sicher gilt, dass ethnische Herkunft, Religion, Alter und Lebenssituation des Passagiers von der Flugsicherheit ausgewertet werden — junge Muslime wirken auf israelische Sicherheitsbehörden eher bedrohlich als europäische Touristen.

Auch die Reiseroute, die Zahlungsweise und der Ort, an dem das Ticket gekauft wurde, spielen eine Rolle. Das britische Innenministerium feilt derzeit noch an der Definition der Merkmale, nach denen die Passagiere künftig etwa am Flughafen Heathrow getrennt werden sollen.

Blume sieht im Profiling eine Chance, das Ausufern der Sicherheitskontrollen an den deutschen Flughäfen zu verhindern: "Jeder neue Vorfall führt zu weiteren Kontrollen und Sicherheitsmaßnahmen. So entsteht eine Sicherheitsspirale der technischen Aufrüstung, die irgendwann ihre technischen und operativen Grenzen erreicht", sagte der Flughafenchef.

Dennoch hält er auch die sogenannten Körperscanner, die derzeit am Hamburger Flughafen getestet werden, für eine "zukunftsweisende Technologie". Laut Blume werden Bundespolizei und Innenministerium im Frühjahr über den bundesweiten Einsatz der Geräte entscheiden.

Mit seinem Vorschlag, das Profiling an deutschen Flughäfen einzuführen, steht Blume nicht allein. Auch die deutsche Polizeigewerkschaft hat bereits den Einsatz von speziellen Fahndern an Flughäfen gefordert. Kritiker befürchten einen Missbrauch der Daten sowie die Diskriminierung einzelner Passagier-Gruppen.

(RP)
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