Außenminister wird in Berlin laut Steinmeiers Wutrede wird zum Internet-Hit

Berlin · Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat sich bei einer Europawahlkundgebung in Berlin lautstark und sichtlich erbost gegen "Kriegstreiber"-Rufe aus dem Zuschauerraum gewehrt. Das Youtube-Video der Wutrede wurde innerhalb eines Tages bereits mehr als 600.000 Mal abgerufen.

 Frank-Walter Steinmeier am Montagabend in Berlin.

Frank-Walter Steinmeier am Montagabend in Berlin.

Foto: dpa, ped axs

"Hätten wir auf Leute wie die da hinten gehört, wäre Europa heute kaputt", rief Steinmeier am Montagabend den mehreren tausend Zuhörern auf dem Alexanderplatz entgegen. Dort warb er mit Spitzenkandidat Martin Schulz und Bürgermeister Klaus Wowereit für Frieden und Dialog in Europa.

Als sich einige Zuschauer mit Rufen und Plakaten bemerkbar machten, wich Steinmeier vom Redemanuskript ab und ließ seiner Wut freien lauf. Die "Welt" veröffentlichte anschließend ein Video des Auftritts bei Youtube, das innerhalb kürzester Zeit mehr als 600.000 mal angesehen wurde.

Die Demonstranten hielten Plakate mit russlandfreundlichen Slogans hoch, auf einigen standen Parolen wie "Kiewer Junta tötet eigenes Volk". Zudem gab es Proteste gegen das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA.

"Diese Europäische Union ist die Lehre aus zwei Weltkriegen", betonte Steinmeier und warb für seinen Dialog-Kurs in der Ukraine. Die Gegner setzten immer auf einfache Rezepte wie raus mit Griechenland aus dem Euro oder zurück zur D-Mark. Steinmeier rief dazu auf, Stärke und Selbstbewusstsein zu zeigen, "auch wenn wir wissen, dass wir den schwierigeren Weg gehen".

Schulz betonte, er wolle nach der Wahl am Sonntag der nächste EU-Kommissionspräsident werden. Ein Ziel sei, die Steuerflucht multinationaler Konzerne zu bekämpfen. Steuern müssten dort bezahlt werden, wo das Geld verdient werde. "Ich will Europa anders organisieren, ich will es gerechter machen." Die Globalisierung brauche Regeln. "Mit mir wird es keine Niedrig-Standards geben", sagte mit Blick auf das Freihandelsabkommen. Zudem brauche es ein Datenschutzabkommen mit den USA.

(dpa)
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