Ausstieg aus Partei und Fraktion Petry und Pretzell kehren der AfD den Rücken

Düsseldorf/Dresden · Die AfD wird von einem prominenten Doppel-Austritt erschüttert: Unmittelbar nacheinander gaben NRW-Chef Marcus Pretzell und die Bundesvorsitzende Frauke Petry ihren Rückzug aus der Partei bekannt.

Der Chef der AfD in Nordrhein-Westfalen, Marcus Pretzell, hat am Dienstagvormittag seinen Rückzug aus Partei und Landtagsfraktion verkündet. Das erfuhr unsere Redaktion aus Parteikreisen. Ein AfD-Sprecher bestätigte diese Informationen später. Demnach kündigte Pretzell seinen Austritt für die nächste Fraktionssitzung an. Er selbst wollte sich dazu nicht äußern.

Der Parteisprecher sagte uns, beide Seiten bedauerten den Schritt. Pretzell habe seine Entscheidung damit begründet, dass sich die AfD aus seiner Sicht nicht in die richtige Richtung entwickele. Mit Pretzell werde auch Alexander Langguth die Fraktion verlassen. Beide würden ihr Mandat aber behalten, so dass kein Abgeordneter ins Parlament nachrücken könne.

Marcus Pretzell und Frauke Petry - Fotos des Politiker-Paars
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Politiker-Paar Frauke Petry und Marcus Pretzell

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Foto: dpa, a gfh

"Wir hätten nicht gedacht, dass es so kommt", sagte AfD-Fraktionskollege Helmut Seifen unserer Redaktion. Gleichzeitig mahnte er die Verantwortung gegenüber dem Wähler an. Für viele Wähler sei die AfD die letzte Hoffnung als Partei. "Wir haben eine Verpflichtung den Wählern gegenüber." Durch den Austritt dezimiert sich die Größe der AfD-Fraktion im Landtag von 16 auf 14.

Pretzell, der die AfD bei den Wahlen im Mai 2017 ins nordrhein-westfälische Landesparlament geführt hatte, ist verheiratet mit Frauke Petry. Diese wiederum kündigte am Dienstag in Dresden an, dass sie ihrerseits aus der Partei austreten wird. "Klar ist, dass dieser Schritt erfolgen wird", sagte sie, allerdings ohne einen genauen Zeitpunkt zu nennen. Auch die Frage, ob sie eine neue Partei gründen wolle, ließ sie unbeantwortet.

Zuvor hatte sie bereits zusammen mit dem Parlamentarischen Geschäftsführer Uwe Wurlitzer und dem stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden Kirsten Muster ihr Amt als Fraktionsvorsitzende im Sächsischen Landtag niedergelegt. Mit "Ablauf des heutigen Tages" würden alle drei zudem aus der Fraktion austreten, aber weiter ihre Mandate als Einzelabgeordnete behalten, teilten sie mit.

Als Grund wurden grundsätzliche Meinungsunterschiede mit Teilen der Partei genannt, die ihnen eine Fortführung der Arbeit in der Fraktion unmöglich machten.

Nach ihrer Wahl in den Bundestag hatte die 42-jährige Petry bereits am Montag in Berlin mitgeteilt, auch dort nicht der AfD-Fraktion angehören zu wollen. Anschließend verließ sie eine gemeinsame Pressekonferenz mit den Spitzenkandidaten Alice Weidel und Alexander Gauland.

Petry hatte bei der Bundestagswahl am Sonntag ein Direktmandat in Sachsen gewonnen. Zunächst will sie "als fraktionslose Abgeordnete im Bundestag" arbeiten. Ob sie die Gründung einer eigenen Fraktion oder Parlamentariergruppe anstrebt, hatte sie am Montag nicht gesagt.

(mit Material der Nachrichtenagentur dpa)

(jra, kib)
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