Baudenkmal der Bonner Republik Früherer Kanzlerbungalow wird zum Museum

Bonn (RPO). Nein, so richtig wohl hat sich Kurt Georg Kiesinger (CDU) im Bonner Kanzlerbungalow nicht gefühlt. "Vielleicht bin ich für dieses Haus zu altmodisch. Ich brauche eine gewisse Behaglichkeit", klagte der Kanzler der Großen Koalition nach seiner Wahl 1966. Nach zweijährigen Sanierungsarbeiten können Besucher des ehemaligen Regierungsviertels jetzt selbst herausfinden, wie es um die Gemütlichkeit im früheren Bonner Domizil der Kanzler bestellt ist.

Früherer Kanzlerbungalow wird zum Museum
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In dem Kanzlerbungalow haben mit Ausnahme von Willy Brandt (SPD) alle deutschen Regierungschefs der "Bonner Republik" von Ludwig Erhard bis Helmut Kohl (beide CDU) gewohnt. Die Stiftung Haus der Geschichte will regelmäßige Führungen durch das 1964 vom Architekten Sep Ruf (1908-1982) errichtete Gebäude anbieten, wie Stiftungs-Präsident Hans Walter Hütter am Dienstag mitteilte. Zudem sollen in dem Haus regelmäßig Veranstaltungen zur deutschen Geschichte stattfinden.

Noch als Finanzminister hatte Ludwig Erhard (CDU) die Weichen für den repräsentativen Bau gestellt. In enger Abstimmung mit ihm stellte Ruf zwei quadratische, eingeschossige Atriumhäuser in die zum Rhein hinführende Bonner Parklandschaft. Das kleinere davon war als Privatbereich für den Kanzler und seine Familie vorgesehen, das größere und etwas höhere Gebäude hatte eine repräsentative Funktion und wurde bei Empfängen oder feierlichen Abendessen genutzt.

Nach einjähriger Bauzeit konnte der inzwischen zum Kanzler gewählte Erhard am 12. November 1964 den Bau einweihen: "Sie sehen das Haus so, wie es dem Wesen meiner Frau und mir gemäß ist", verkündete Erhard damals stolz.

Eine Begeisterung, die sein Nachfolger Kiesinger nicht recht teilen wollte. Er empfand das Bauwerk als beengend. Immerhin konnte er sich für den Pool begeistern. Sein Nachfolger Willy Brandt (SDP) verzichtete gleich ganz auf einen Umzug und blieb lieber in seiner früheren Dienstwohnung als Außenminister am Bonner Venusberg. Der Bungalow sei nicht familientauglich, befand Brandt, auch machte ihm die sommerliche Schwüle zu schaffen, die durch die Nähe zum Rhein entstand. Stattdessen wurde das Gebäude als Domizil für Staatsgäste und bei Empfängen und Feiern genutzt.

Auch sein Amtsnachfolger Helmut Schmidt (SPD) hat im Gebäude ebenso wie später Helmut Kohl (CDU) zahlreiche Gäste aus dem In- und- Ausland empfangen. Wie alle Regierungschefs vor ihnen mussten sie für die 142 Quadratmeter des Privatbereichs im Bungalow Miete zahlen.

Das Gebäude wird seit dem Regierungsumzug 1999 nicht mehr genutzt und steht seit dem Jahr 2001 unter Denkmalschutz. Die Wüstenrot-Stiftung hat in Abstimmung mit der Bundesregierung die Sanierung übernommen und dafür insgesamt 2,2 Millionen Euro aufgebracht. Ein Teil davon floss auch in die Sanierung eines kleinen Teehauses am Rhein, das schon von Konrad Adenauer (CDU) rege genutzt wurde. Ziel der Renovierung war es, den Empfangsraum im repräsentativen Gebäudeteil wieder in den Zustand zur Zeit Erhards zurückzuführen, während der große Speiseraum im Zustand der letzten Nutzungsphase, der Ära Kohl geblieben ist.

Heutigen Besuchern zeigt sich das Gebäude angenehm luftig, karg, aber elegant möbliert. Dazu wurde eine kleine Ausstellung mit einer Nutzungsgeschichte des Hauses eingerichtet. Dabei zeigen viele Fotos und etliche Dokumente, dass die Kanzlergattinnen die eigentlichen Hausherren im Kanzlerbungalow gewesen sind.

Der renovierte Kanzlerbungalow wird am Donnerstag (16. April, 14.00 Uhr) vom Chef des Bundeskanzleramts, Thomas de Maiziere (CDU), eröffnet. Führungen sind ab Anfang Mai geplant.

(DDP)
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