Politiker wurde 71 Jahre alt Früherer Linken-Chef Lothar Bisky ist tot

Berlin · Der frühere Vorsitzende der Linken, Lothar Bisky, ist tot. Er sei am Dienstag im Alter von 71 Jahren verstorben, teilte Linksfraktionschef Gregor Gysi mit.

Lothar Bisky - ein prägender Kopf der Linken
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Wenn man einen Linken nach den prägendsten Persönlichkeiten in der Geschichte seiner Partei fragt, fallen mit ziemlicher Sicherheit drei Namen: Gregor Gysi, Oskar Lafontaine und Lothar Bisky. Letzterer trug 2007 maßgeblich zur Fusion der ostdeutschen PDS und der westdeutschen WASG bei. In den vergangenen drei Jahren zog er sich Schritt für Schritt aus den vorderen Reihen seiner Partei zurück. Am Dienstag starb er im Alter von 71 Jahren.

Bisky wurde am 17. August 1941 in Zollbrück in Pommern geboren und wuchs in Schleswig-Holstein auf. Als 18-Jähriger ging er in die DDR, weil er sich dort eine bessere Zukunft versprach. 1963 trat er in die SED ein. Er studierte Philosophie und Kulturwissenschaften. Von 1986 bis 1990 war er Rektor der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg. Erst mit dem Zusammenbruch der DDR ging er in die große Politik. Seine erste große Rede hielt er bei einer Großdemonstration auf dem Berliner Alexanderplatz am 4. November 1989 vor hunderttausenden Menschen.

Von 1993 bis 2000 war Bisky Vorsitzender der SED-Nachfolgepartei PDS. Dann machte er Jüngeren Platz. Schon 2003 wurde er zurückgeholt, um die Partei nach dem Scheitern bei der Bundestagswahl im Jahr zuvor aus der Krise zu führen. 2007 folgte die Gründung der gesamtdeutschen Linken, die er drei Jahre lang zusammen mit Lafontaine führte. Lange genug habe er "das Leben eines Vorsitzenden geführt, es genossen und verflucht", sagte er vor seinem Abschied.

Bisky war stets ein Mittler zwischen den Flügeln seiner Partei. Er galt als kultivierter, kluger Mann, schlechter Redner, guter Zuhörer und bekennender Marxist - warmherzig und stur. Bis zuletzt blieb er aber auch ein Freund der klaren Worte, wenn es um die Existenz seiner Partei ging. Den erbitterten Machtkampf im vergangenen Jahr analysierte er mit den Worten, seine Partei sei "von einer Art ideologischer Schweinegrippe befallen".

Nach seinem Abgang als Parteichef blieb Bisky zunächst Fraktionschef der Linken im Europaparlament. Im März 2012 gab er auch diesen Posten auf. Er sei in einem Alter, in dem er nicht mehr die Zukunft verkörpere, sagte er damals zur Begründung. Und: "Meine Gesundheit wird nicht besser."

"Starker Streiter für soziale Gerechtigkeit"

Die Führung der Linkspartei hat Bisky als "starken Streiter für soziale Gerechtigkeit" gewürdigt. "Die Bundesrepublik Deutschland verliert einen großen Mitgestalter der Gegenwart. Europa verliert einen engagierten Kämpfer für das Projekt einer politischen, sozialen und wirtschaftlichen Einigung des Kontinents", erklärten die Linke-Chefs Katja Kipping und Bernd Riexinger am Dienstag. "Wir trauen um einen Menschen mit einem höchstanständigen Charakter, mit großer Toleranz, mit tiefem Mitgefühl, mit einem tiefsinnigen Humor und mit größter Bescheidenheit." Bisky habe die Partei entscheidend geprägt.

"Wir trauern um einen von uns geschätzten Kollegen, dem es als Vorsitzender der PDS und später der Linkspartei am Herzen lag, mit seinem Politikstil Brücken zu bauen", erklärten die beiden Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth und Cem Özdemir. Bisky sei "ein überzeugter Europäer und streitfreudig" gewesen. Er sei "immer fair und an ehrlichen Diskussionen interessiert" gewesen.

Betroffen zeigte sich auch Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP). "Auch wenn wir für unterschiedliche politische Ziele eingetreten sind, habe ich an Lothar Bisky seine Kollegialität, seine Verbindlichkeit und seine Liebe zur Kultur geschätzt", erklärte Westerwelle.

(dpa)
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