Unter den Zehntausenden Teilnehmern der Demos gegen den G20-Gipfel waren auch Menschen aus NRW. Wir haben mit ihnen über ihre Motive gesprochen.

Rolf Beierling (60) aus Köln/Mönchengladbach: "Die selbsternannten Welthüter treiben beim Gipfel die ungerechte Verteilung weiter voran." Für internationale Treffen gebe es ja schon die UN – und da seien auch die ärmeren Länder vertreten. Dass allerdings mit gewalttätigen Krawallen gegen den Gipfel demonstriert wird, kann der Karnevalist nicht verstehen. "Ich weiß nicht, was in deren Köpfen abgeht. Für mich sind das Kriminelle“, sagt er zu den Autonomen, die am Freitagabend das Hamburger Schanzenviertel verwüstet hatten. Er selbst distanziert sich allein durch sein buntes Kardinalskostüm vom schwarzen Block. "Es ist viel buntes und friedliches Potenzial da“, sagt er.

Kolja Brandtstedt (30) aus Bochum: "Ich bin hier aus Solidarität. Es geht hier zum Beispiel gegen ungerechte Verhältnisse, den Klimawandel und die Diskriminierung von Flüchtlingen“, sagt Kolja. Es sei eine gute Sache, für seine Meinung auf die Straße zu gehen, findet er. An G20 kritisiert er, dass hinter verschlossener Tür diskutiert werde. "Das bringt uns nicht weiter!“

Christoph (28) aus Bochum: "Ich wünsche mir eine andere Gesellschaft“, sagt er. "Ich denke Anarchismus wäre besser als Kapitalismus.“ Als realistisch sieht einen solchen Systemwechsel jedoch nicht. Deshalb fordert er vor allem, dass sich die internationale Politik um die Bedürfnisse der Menschen kümmern soll, statt Konzernen zu dienen. Zu den Krawallen im Schanzenviertel sagt er: "Das war ein Zeichen von Frust, von Hass, von Ausgeschlossensein. Ich glaube aber nicht, dass Autoanzünden etwas bringt. Das war eher Spaßterrorismus.“

Die Menschen tanzen am Samstagnachmittag vor dem Millerntorstadion in Hamburg unter fliegenden Schaumstoffziegelsteinen.

Rüya (22), Paul (26) und Yassin (26) aus Köln (nicht im Bild):
Die Studenten aus Köln sind erst am Freitagabend um 23 Uhr in Hamburg angekommen und sind direkt mitten in die Krawalle geraten. Ein Polizist habe Rüya im Einsatz umgeschubst, obwohl die Gruppe die Arme gehoben haben und sich als unbeteiligt zu erkennen gab. Die junge Frau wurde am Arm verletzt und sagt: "Die wahren Helden sind die Sanitäter hier – und die Feuerwehrleute.“ Den Krawallen stehen die drei mit gemischten Gefühlen gegenüber. "Es sind schon so viele Steuergelder für den Gipfel verschwendet worden, da sind ein paar Entschädigungen mehr oder weniger auch nicht schlimm“, sagt Rüya. Die Kosten seien insgesamt eine große Belastung für den Steuerzahler, sagt Yassin. Das Geld bräuchte man viel nötiger für Bildung, Infrastruktur und Soziales. Bei der Hauptdemo am Samstag wollen sie "den Politikern ein Zeichen setzen", sagen sie.