Krawalle in Hamburg beim G20-Gipfel Rote Flora distanziert sich von Gewaltausbrüchen

Hamburg · Das autonome Zentrum Rote Flora im Hamburger Schanzenviertel hat sich von den Gewaltausbrüchen während des G20-Gipfels in der Nacht zum Samstag distanziert.

 Polizisten mit Helmen gehen im Schanzenviertel an der Roten Flora vorbei.

Polizisten mit Helmen gehen im Schanzenviertel an der Roten Flora vorbei.

Foto: dpa, wst

"Wir sagen immer, dass die bewusste Regelübertretung Teil autonomer Politik sein muss", sagte Sprecher Andreas Blechschmidt. "Aber wir sagen auch, es gibt Kriterien dafür und auch rote Linien. Die Art und Weise, wie letzte Nacht hier agiert worden ist, hat aus unserer Sicht diese rote Linie überschritten." Die Rote Flora sei an Gewalttaten nicht beteiligt gewesen.

Der andere Sprecher Andreas Beuth sprach von "sinnfreier Gewalt".
"Wenn man anfängt, die kleinen Läden zu zerlegen und die Autos der Anwohner, dann habe ich da kein Verständnis für. Das wollen wir nicht, das muss unterbleiben." Die Bewohner des Schanzenviertels, die der Roten Flora überwiegend wohlwollend gegenüberstehen, hätten die Gewalttäter in der Nacht wüst angepöbelt. "Die Leute verstehen nicht, dass ihre Autos angezündet und ihre Läden geplündert werden; die Läden, in denen wir einkaufen."

"Polizei hat gewalttätig operiert"

Beide Sprecher der Roten Flora machten jedoch vorrangig die Polizei für die Gewalttaten verantwortlich. "Wir haben hier eine Hamburger Polizei erlebt, die immer wieder auch gewalttätig operiert hat", sagte Blechschmidt. "Ich glaube, dass letzte Nacht auch eine Rolle gespielt hat, dass es Menschen gab, die gesagt haben, das werden wir jetzt auch heimzahlen." Es sei auch eine Reaktion auf vorherige Repressionsmaßnahmen gewesen, sagte Beuth.

"Wir haben den Eindruck gehabt, dass sich hier etwas verselbstständigt hat, dass hier eine Form von Militanz auf die Straße getragen wurde, die sich so ein bisschen an sich selbst berauscht hat - und das finden wir politisch und inhaltlich falsch", sagte Blechschmidt dem NDR.

Die Rote Flora stand hinter der Demonstration "Welcome to Hell" am vergangenen Donnerstag, wo der größte schwarze Block seit langem mit 5000 Teilnehmern antreten sollte. "Es ist ja klar, dass wir nicht die katholische Pfadfinderjugend versammeln", hatte Blechschmidt im Vorfeld der Demonstration erklärt.

Beuth glaubt nicht, dass die Rote Flora nach der Gewaltnacht die Duldung durch die Stadt verliert. "Wir haben in der letzten Nacht die Türen zugemacht. Es konnte niemand - bis auf Verletzte - in die Rote Flora fliehen." Das sei ein eindeutiges Zeichen. Die Gewalttäter seien nicht im Umfeld der Roten Flora zu suchen.

(felt/dpa)
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