G7-Gipfel auf Schloss Elmau Weltpolitik in Oberbayern

Berlin · Beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau am Sonntag und Montag steht der globale Gesundheitsschutz im Mittelpunkt. Auch die großen Krisenregionen Ukraine und Syrien werden eine Rolle spielen.

G7-Gipfel auf Schloss Elmau - Bilder vom Luxus-Hotel
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Schloss Elmau – Herberge des G7-Gipfels in Bayern

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Der eine oder andere Auerhahn im Wettersteingebirge, der auch Anfang Juni noch seinen Balzruf erklingen lässt, wird am Sonntagvormittag verdutzt verstummen. Denn dann übertönen ihn die Rotorenblätter von Hubschraubern, die vom Münchner Flughafen das 100 Kilometer entfernte Schlosshotel Elmau ansteuern. Dort erwartet die Kanzlerin die anderen Regierungschefs der G 7 in malerischer Kulisse, umgeben von sattgrünen Wiesen und blühendem Enzian.

Zur Kulisse des Gipfels der großen Industrienationen gehören allerdings auch sieben Kilometer Absperrzaun und 17.000 Polizisten, die Störer fernhalten sollen. Merkel ist zum zweiten Mal in ihrer Amtszeit Gastgeberin des Gipfels. Zuletzt traf sich der kleine Kreis in Deutschland 2007 in Heiligendamm. Damals war Russland noch dabei, und Merkel war die Klima-Kanzlerin.

Auch in diesem Jahr wird das Klima auf der Agenda der G 7-Beratungen stehen. Es gilt, den Weltklimagipfel im Herbst in Paris vorzubereiten. Handfeste Fortschritte im Kampf gegen die Erderwärmung sind aber nicht zu erwarten. Im Mittelpunkt des G 7-Treffens soll vielmehr das Thema Gesundheit stehen. Dazu dürfte es auch die am weitesten reichenden Beschlüsse geben. Die G 7-Chefs wollen Lehren aus der Ebola-Katastrophe ziehen. Die Weltgesundheitsorganisation soll künftig schneller und effizienter auf Krankheits-Epidemien reagieren können. Im Gespräch ist die Einführung von Weißhelmen, die ähnlich wie die Blauhelme der UN in gesundheitlichen Krisengebieten tätig werden. "Notwendig ist auch ein Krisenfonds, der schnell Mittel zur Bewältigung akuter Krisen zur Verfügung stellt", sagt Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe.

Zudem wollen die Regierungschefs ein Konzept finden, wie sich Tropenkrankheiten und seltene Leiden, die vor allem in armen Ländern verbreitet sind, besser bekämpfen lassen. Dazu fehlen heute oft die Medikamente, weil sich die Forschung für die Pharma-Industrie nicht lohnt.

Als globales Problem gilt die Zahl der wachsenden Antibiotika-Resistenzen. "Der weltweite Anstieg von Antibiotika-Resistenzen hat ein ähnlich verheerendes Potenzial wie der Klimawandel", sagt Gröhe. Wenn nicht schnell und klug gegengesteuert werde, sei dies eine Katastrophe weltweiten Ausmaßes. "Das wäre der Rückfall in das Vor-Penicillin-Zeitalter."

Die G7-Chefs werden nicht unter sich bleiben. Am Sonntag soll es ein Treffen mit Vertretern afrikanischer Staaten und internationaler Regierungsorganisationen geben. Zugesagt haben die Staats- und Regierungschefs von Äthiopien, dem Irak, Liberia, Nigeria, Senegal und Tunesien. Wie üblich, wenn die Teilnehmer so unterschiedlich sind, bleiben die Themen vage: Es soll um Frieden und Sicherheit sowie um Wachstum und Nachhaltigkeit gehen. Mit dabei sind auch Spitzenvertreter internationaler Organisationen, unter anderem UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und die IWF-Chefin Christine Lagarde.

Die neuen G7-Staaten
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Foto: Radowski

Die vielen Gäste sind wichtig für die G7 und ihren Ruf. Ein Hauptvorwurf gegen den Gipfel ist, dass wenige reiche Länder die Geschicke der Welt bestimmen wollen. Wahlweise stehen die G 7 als Charity-Verein da, der Almosen verteilt, oder als Club der Ego-Staaten, die nur an ihrem eigenen Wohlstand interessiert sind. Das Programm des Treffens, in dem es auch um Entwicklungsarbeit und Rechte von Frauen geht, soll diesen Eindruck zerstreuen.

Insgesamt sitzen die G7-Chefs nur 24 Stunden beieinander. Dennoch soll es ausreichend Gelegenheit zum bilateralen Austausch geben. In diesen Gesprächen werden vor allem die großen Krisen der Welt eine Rolle spielen: die Ukraine, Syrien und Irak und wahrscheinlich auch die Euro-Rettung in Griechenland. Dieses Thema hätte die Kanzlerin gerne schon vor dem Gipfel abgeräumt. Noch sieht es nicht danach aus, dass dies gelingen könnte.

Im Gegenteil: Die Krisenthemen, die offiziell nicht auf der Tagesordnung stehen, bergen das Potenzial, das Treffen inhaltlich zu sprengen. Bei ihrem zweiten Auftritt in der Gastgeber-Rolle der G7 sieht sich Kanzlerin Merkel bedeutend mehr schweren internationalen Konfliktherden gegenüber, als dies vor acht Jahren der Fall war.

(qua)
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