Suche nach Bundespräsidenten Gauck-Triumph belastet die Koalition

Berlin · MIt dem Kandidaten Joachim Gauck für das Amt des Bundespräsidenten können alle gut leben. Doch der Beinahe-Koalitionsbruch vom Sonntag und das Vorgehen der FDP lösen Verärgerung bei CDU-Politikern aus.

Parteispitzen feiern sich und Kandidat Gauck
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Das Klima in der schwarz-gelben Koalition hat sich nach dem Krach um die Nominierung des ostdeutschen Bürgerrechtlers Joachim Gauck zum Kandidaten für die Bundespräsidentenwahl deutlich verschlechtert.

Am Sonntag hatte sich die FDP zur Überraschung des Kanzleramts auf die Seite von Rot-Grün geschlagen und gegen den Widerstand von CDU-Chefin Angela Merkel den früheren Chef der Stasi-Unterlagenbehörde als gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten durchgesetzt.

Lautstarker Streit zwischen Merkel und Rösler

Zwischenzeitlich war es dabei zum lautstarken Streit zwischen der Kanzlerin und Vizekanzler Philipp Rösler (FDP) gekommen. Selbst das Ende der Koalition wurde für Minuten nicht ausgeschlossen. "Stinksauer" seien viele Unionspolitiker, hieß es gestern in der Fraktion. Innenausschuss-Vorsitzender Wolfgang Bosbach drohte indes als Einziger: "Man sieht sich immer zweimal im Leben."

FDP-Generalsekretär Patrick Döring bemühte sich um eine ironische Reaktion: Dass man sich nur zweimal sehe, sei eine "krasse Untertreibung". In der gemeinsamen Koalition sehe man sich deutlich häufiger. Jedenfalls mochten sich die Koalitionspartner am Sonntagabend erst einmal nicht mehr sehen. Zwar waren die sechs Parteichefs Angela Merkel (CDU), Horst Seehofer (CSU), Philipp Rösler (FDP), Sigmar Gabriel (SPD), Cem Özdemir und Claudia Roth (beide Grüne) mit Gauck gemeinsam vor die Kameras getreten. Doch der sonst übliche Nachtrunk im großen Kreis fiel aus. Die Union wollte es sich nur noch ohne FDP schmecken lassen.

Bouffier: Gauck wird mitgetragen

"Die CDU hatte sehr gute eigene Kandidaten, die auf eine breite Akzeptanz gestoßen wären", meinte CDU-Vize und Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier gegenüber unserer Redaktion. "Im Ergebnis" trage er Gauck jedoch mit, weil dieser eine überzeugende Persönlichkeit sei und es um eine breite Mehrheit gegangen sei.

Der Geschäftsführer der Unionsfraktion, Peter Altmaier, erinnerte daran, dass sich Union und FDP vorgenommen hatten, einen gemeinsamen Kandidaten zu finden. Deshalb sei es "zumindest ungewöhnlich" gewesen, via Agenturmeldung davon zu erfahren, dass sich die FDP abseits der Verhandlungen bereits festgelegt habe, erläuterte Altmaier diplomatisch.

Auch die rheinland-pfälzische CDU-Oppositionsführerin Julia Klöckner sprach von einem "bemerkenswerten" Vorgang. Baden-Württembergs CDU-Chef Thomas Strobl meinte, die Liberalen hätten "vollkommen überzogen". Eine Wiederholung werde es "mit Sicherheit nicht geben". Sachsens CDU-Generalsekretär Michael Kretschmer warf der FDP peinliches und kleinkariertes Verhalten vor.

Dagegen appellierte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe ans eigene Lager, nicht nachzutreten. Auch Regierungssprecher Steffen Seibert meinte, man brauche sich "um die Koalition, ihren Bestand und überhaupt um die Bundesregierung gar keine Sorgen zu machen". Die Kanzlerin habe als persönliches Ziel ausgegeben, einen gemeinsamen Kandidaten zu finden - und dieses Ziel erreicht.

(sap)
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