Ermittlungen eingestellt Claus-Brunner verschickte nach der Tat Paket mit Geständnis

Berlin · Der Fall um den Berliner Piraten Gerwald Claus-Brunner und die männliche Leiche, die in seiner Wohnung gefunden wurde, ist gelöst. Claus-Brunner hat vor seinem Tod ein Paket verschickt, mit dessen Hilfe die Tat geklärt werden konnte.

 Gegen Tote wird nicht ermittelt - deshalb stellt die Staatsanwaltschaft Berlin ihre Ermittlungen gegen den Piratenpolitiker Gerwald Claus-Brunner ein.

Gegen Tote wird nicht ermittelt - deshalb stellt die Staatsanwaltschaft Berlin ihre Ermittlungen gegen den Piratenpolitiker Gerwald Claus-Brunner ein.

Foto: dpa, ped axs fux

Nach einem schriftlichen Geständnis des Berliner Piraten Gerwald Claus-Brunner vor seinem Suizid ist der Fall für die Staatsanwaltschaft geklärt. Wie Sprecher Martin Steltner am Donnerstag sagte, hat Claus-Brunner ein Paket mit persönlichen Gegenständen und einem Brief an seinen früheren Lebensgefährten geschickt. In dem Schreiben habe der 44-Jährige die Tötung eines 29-Jährigen eingeräumt.

Wie Steltner auf Anfrage sagte, gibt es keine Hinweise auf eine Tatbeteiligung anderer. Deshalb werde die Staatsanwaltschaft den Fall nicht weiterverfolgen. Und: "Gegen Tote wird nicht ermittelt." Das Paket sei bei dem früheren Lebensgefährten nicht angekommen und schließlich am Mittwoch der Polizei übergeben worden.

Die Leichen des Piraten-Politikers und seines Opfers waren am Montag in verschiedenen Räumen von Claus-Brunners Wohnung im Stadtteil Steglitz entdeckt worden. Den Beamten, die als erste seine Wohnung betraten, bot sich nach Polizeiangaben "ein schauriges Bild".

Die Polizei geht davon aus, dass der 44-jährige Claus-Brunner seinen Bekannten Jan L. am Abend des 15. Septembers durch Schläge auf den Oberkörper tötete. Zum Motiv wollte sich Steltner nicht äußern, weil dieses "höchstpersönlich" sei. Der 29-Jährige war laut Staatsanwaltschaft schon Tage zuvor in seiner Wohnung im Wedding getötet worden. Claus-Brunner habe die Leiche in seine Wohnung gebracht und sich dann später selbst umgebracht.

Staatsanwaltschaft spricht von "Stalking-Hintergrund"

Laut Staatsanwaltschaft gab es wohl einen "Stalking-Hintergrund" der Tat. Der 29-Jährige könnte demnach von Claus-Brunner verfolgt und belästigt worden sein. Es soll eine Anzeige des jüngeren Mannes gegeben haben. Verschiedene Medien berichteten von einer nicht erwiderten Liebe. Zumindest hatte L. nach Auskunft der Staatsanwaltschaft schon vor mehreren Wochen Claus-Brunner wegen Stalkings angezeigt. Nach einem Bericht des Berliner "Tagesspiegels" war der frühere Mitarbeiter Claus-Brunners zuletzt mit einer Frau liiert - zum Missfallen des sich zu seiner Bisexualität bekennenden Parlamentariers.

Laut "Bild"-Zeitung soll Claus-Brunner mindestens einem weiteren Mann nachgestellt haben. Zu weiteren Details aus dem Leben Brunners sowie der Tat äußerte sich die Staatsanwaltschaft nicht.

Claus-Brunner war nicht unheilbar krank

Laut Steltner war Claus-Brunner anders als von ihm selbst behauptet nicht unheilbar krank. Die Obduktion habe keine solchen Hinweise erbracht, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Claus-Brunner war als Pirat durch sein Auftreten mit Latzhose und Kopftuch bekanntgeworden. In der bundesweit ersten Piratenfraktion im Berliner Abgeordnetenhaus war er umstritten. Er stimmte oft gegen seine eigenen Leute. Bei der Wahl zum neuen Landesparlament waren die Piraten am Sonntag an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert.

(lai/afp/dpa)
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