Joschka Fischer hilft im EU-Wahlkampf Grüne — die vertane Chance

Berlin · Der frühere Ober-Grüne Joschka Fischer wollte seiner Partei im Europawahlkampf helfen. Doch bei der Podiumsdiskussion mit Fischer und Spitzenkandidatin Rebecca Harms über die Situation in der Ukraine blieben am Montagabend viele Stühle leer. Eine insgesamt träge Veranstaltung – obwohl sich der frühere Chefdiplomat der rot-grünen Bundesregierung alle Mühe gegeben hat.

 Cem Özdemir, Europawahl-Spitzewnkandidatin Rebecca Harms und Joschka Fischer (v.l.) bei der Podiumsdiskussion.

Cem Özdemir, Europawahl-Spitzewnkandidatin Rebecca Harms und Joschka Fischer (v.l.) bei der Podiumsdiskussion.

Foto: dpa, bvj axs

Der frühere Ober-Grüne Joschka Fischer wollte seiner Partei im Europawahlkampf helfen. Doch bei der Podiumsdiskussion mit Fischer und Spitzenkandidatin Rebecca Harms über die Situation in der Ukraine blieben am Montagabend viele Stühle leer. Eine insgesamt träge Veranstaltung — obwohl sich der frühere Chefdiplomat der rot-grünen Bundesregierung alle Mühe gegeben hat.

Verkniffen und ungewohnt geduldig sitzt er zunächst da, die Arme vor der Brust verschränkt, er wirkt ein bisschen müde. Doch plötzlich kommt Joschka Fischer doch in Wallung. "Wenn einer was von schwarzen Blöcken versteht, dann ich!" Wer heute behaupte, der Maidan-Protest in Kiew sei von rechten Nationalisten in schwarzen Jacken gekapert worden, der irre sich und wolle nur die Legitimation der Revolution in der Ukraine untergraben, echauffiert sich Fischer.

Fischer ist für einen Moment zu den Grünen zurückgekehrt, er will sie stärken, so kurz vor der Europawahl am nächsten Sonntag. Lange hat sich der frühere heimliche Parteichef und Bundesaußenminister ferngehalten, zu groß waren die Differenzen zwischen ihm, Jürgen Trittin und Claudia Roth. Doch jetzt ist eine neue Führungsriege angetreten, und Fischer ist mit seinen heute 66 Jahren auch altersmilder geworden.

Allerdings vergeben die Grünen diese Chance. Nur Parteimitglieder sind unverständlicherweise zu dieser Berliner Podiumsdiskussion eingeladen mit Fischer und der Spitzenkandidatin Rebecca Harms. Etwa 150 sind gekommen, die Ränge gespenstisch leer.

Den Grünen fehlen schmerzlich Figuren, die so polarisieren können wie Fischer. "Viele finden Putin toll, weil er es den Amerikanern zeigt", knarzt er böse. Das Motiv all der vielen linken "Putin-Versteher" sei doch in Wahrheit ihr Antiamerikanismus. Der Vertreterin der Arbeitsgemeinschaft Frieden, die Fischer gefragt hatte, ob die EU nicht milder mit Putin umgehen müsse, verschlägt's die Sprache.

(mar)
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