Plagiatsvorwürfe gegen Verteidigungsminister Guttenberg hat ein Glaubwürdigkeitsproblem

Berlin (RPO). Die Plagiatsvorwürfe gegen Karl-Theodor zu Guttenberg wiegen schwer. Ob er seinen Doktortitel behält, wird noch entschieden werden müssen. Politisch aber wirkt sich der Skandal schon jetzt aus. Nicht nur, dass das Image des Verteidigungsministers erneut einen Kratzer erhält. Auch kann er seiner Vorbildfunktion kaum noch gerecht werden.

Plagiatsvorwürfe gegen Guttenberg: Pressestimmen
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Foto: dapd

Egal, was er machte oder gegen welche schweren Vorwürfe er sich erwehren musste, Karl-Theodor zu Guttenberg konnte sich immer wieder geschickt herauswinden. Trotz einiger Kratzer am Image des Shootingstars der Union, den mancher als möglichen zukünftigen Kanzler sieht, standen die Wähler bisher fest hinter dem Verteidigungsminister.

Auch im jüngsten Politikerranking des ZDF-Politbarometers vom 11. Februar steht der CSU-Politiker zum wiederholten Male auf Platz eins. Selbst nach den jüngsten Bundeswehrskandalen um einen toten Soldaten in Afghanistan und die "Gorch Fock" - die Opposition warf ihm Führungsversagen vor und dass er die Unwahrheit gesagt habe - blieb er in dem Ranking auf Platz eins. Allerdings erreichte er dort Ende Januar von maximal fünf Pluspunkten nur noch 1,9 statt vormals 2,5.

"Eine Heldenfigur abhanden gekommen"

Auch als er seine Frau mit auf eine Afghanistan-Reise nahm und diese Tour zudem für eine große Fernsehshow genutzt wurde, stand der Wähler hinter ihm. Inwieweit das Guttenberg auch diesmal gelingt, ist noch nicht abschätzbar, denn je öfter sich die Skandale häufen, umso mehr leidet auch seine Glaubwürdigkeit. Zumal es diesmal auch nicht um seine politische Arbeit geht, sondern die Vorwürfe vielmehr den Bereich betreffen, in dem ihn viele schätzen: als Mensch.

Die Kritik von Opposition und Wissenschaftlern ist jedenfalls eindeutig. Da wird die Aberkennung des Titels gefordert. Und Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin erklärt, diesmal könne Guttenberg die Verantwortung auf keinen anderen abschieben.

Auch in den Kommentaren der Tageszeitungen wird kaum ein gutes Haar an Guttenberg gelassen. So schreibt die "Hannoversche Allgemeine Zeitung": "Doch einmal mehr kommt den Konservativen jetzt eine Heldenfigur abhanden: Wer für Schein statt Sein steht, kommt für diese anspruchsvolle Hauptrolle nicht in Frage."

In der Chemnitzer "Freien Presse" heißt es: "Das Stigma des Lügners ist keine gute Grundlage für künftige Wahlkämpfe." Und die "Welt" kommentiert: "Wer Vorbild sein möchte, unterliegt strengeren Maßstäben als andere. Den Anspruch, dass man im Leben ohne Regelverletzungen Erfolg haben kann - diesen von ihm geweckten Anspruch möge Guttenberg mit Blick auf seinen akademischen Grad einlösen."

CSU spricht von linkem Angriff

Diesmal kann Guttenberg aber auch auf Unterstützung aus den eigenen Reihen zählen, was bei vormaligen Skandalen nicht immer der Fall war. So spricht die CSU etwa von einem Angriff von Linksaußen. Denn der Bremer Juraprofessor Andreas Fischer-Lescano, der den Vorwurf des Plagiats erhob, bewege sich politisch zwischen der SPD und der Linken. Es gehe darum, einen erfolgeichen Politiker persönlich zu beschädigen, sagte etwa CSU-Landesgruppenchef Hans-Peter Friedrich.

Es gibt aber noch ein ganz anderes Problem: Guttenbergs Vorbildsfunktion rückt in den Fokus - und das nicht nur als Politiker. Denn wenn er seinen Doktortitel behält, könnte das ein Erdbeben in der deutschen Hochschullandschaft auslösen. So mancher Student könnte sich dann fragen, warum er nicht auch nach dem Prinzip Guttenberg verfährt.

Andere würden sich fragen, warum bei einem Politiker mit zweierlei Maß gemessen wird. Die Bayreuther Universität käme also kaum um die Aberkennung des Titels herum, um nicht auch der deutschen Hochschullandschaft zu schaden. Es sei denn, es gelingt Guttenberg glaubwürdig, die Vorwürfe zu entkräften. Allerdings müssten diese Beweise schon hieb- und stichfest sein, denn die Vorwürfe wiegen schon jetzt recht schwer.

Uni Bayreuth setzt Guttenberg Zwei-Wochen-Frist

Guttenberg muss sich nun innerhalb von zwei Wochen gegenüber der Universität Bayreuth zu dem Vorwurf äußern, er habe Teile seiner Doktorarbeit abgeschrieben. Guttenberg sei in einem Brief darauf hingewiesen worden, dass er etwa 14 Tage Zeit für eine schriftliche Stellungnahme habe, sagte ein Universitätssprecher am Donnerstag. Er gehe davon aus, dass das Schreiben den Minister spätestens am Montag erreichen werde.

Die Kommission zur Selbstkontrolle in der Wissenschaft der Universität werde nach der Reaktion Guttenbergs erneut zusammenkommen und über das weitere Vorgehen beraten. Die nächsten Maßnahmen seien aber jetzt noch nicht absehbar. Am Ende eines möglichen Prüfverfahrens spreche das Gremium eine Empfehlung aus. Über die Frage, ob ein Doktortitel aberkannt werde, müsste letztlich die Fakultät entscheiden.

Das bayerische Wissenschaftsministerium sieht sich bei der Aufklärung der Plagiatsvorwürfe vorerst nicht zum Handeln gezwungen. Das Prüfverfahren an der Universität Bayreuth sei mit der Anforderung einer schriftlichen Stellungnahme "ordnungsgemäß eingeleitet" worden, sagte eine Ministeriumssprecherin am Donnerstag. Der Fall sei bei der Kommission zur Selbstkontrolle in der Wissenschaft "in den besten Händen".

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