Gespräch über Bundeswehreinsatz Guttenberg lädt Käßmann nach Afghanistan ein

Berlin (RPO). Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Margot Käßmann, zu einem Truppenbesuch in Afghanistan noch im ersten Quartal 2010 eingeladen. Käßmann habe das Angebot angenommen erfuhr unsere Redaktion aus Regierungskreisen.

Guttenberg in Kundus: Zwei Besuche im Vergleich
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Käßmann und Guttenberg hatten sich am Montag zu einem Gespräch getroffen, nachdem sich die Ratsvorsitzende kritisch zum Bundeswehreinsatz geäußert hatte. Ihr waren danach Populismus und mangelnde Kenntnis der Lage vor Ort vorgeworfen worden.

Zudem hätten Guttenberg und Käßmann einen regelmäßigen Dialog zwischen den Kirchen und der Bundeswehr vereinbart, hieß es in dem Bericht weiter. So solle Guttenberg bald vor dem Rat der Evangelischen Kirche sprechen. Käßmann werde vor der Bundeswehr-Führungsakademie eine Rede halten.

Konkretere Ziele für den Einsatz

Beide seien sich "in den Grundpositionen sehr einig", sagte der evangelische Militärbischof Martin Dutzmann, der an der Unterredung teilnahm, am Montag in "NDR Info". So seien beide Seiten überzeugt, dass es Nachbesserungsbedarf in der Afghanistan-Politik gebe und die Zielsetzung konkreter definiert werden müsse. Zudem gehe es nach Ansicht beider um eine Stärkung des zivilen Engagements.

Käßmann hatte in ihrer Neujahrspredigt Kritik am Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan geäußert und sich indirekt für dessen Beendigung ausgesprochen. Das stieß auf breiten Widerspruch der Politik und sorgte für eine öffentliche friedensethische Debatte. Guttenberg hatte die Bischöfin daraufhin zu einem Treffen eingeladen.

Dutzmann erläuterte, beide Seiten hätten eine Fortsetzung des Gesprächs vereinbart. Mit Blick auf die Äußerungen Käßmanns verwies der Bischof darauf, die Kirche habe einen Friedensauftrag; daraus ergebe sich auch die Verpflichtung, zu Fragen wie dem Afghanistaneinsatz Stellung zu nehmen. Weiter beklagte Dutzmann, Käßmanns Predigt sei in den Medien verkürzt dargestellt, Sätze seien aus dem Zusammenhang "herausgerissen" worden.

Grüne unterstützen Käßmann

Noch während des Gesprächs hatte der stellvertretende Sprecher des Verteidigungsministeriums, Christian Dienst, von einem gegenseitigen Kennenlernen als Ziel gesprochen. Sein Haus sei für jeden Beitrag dankbar, der die gesellschaftliche Diskussion befruchte und erwarte nicht einfach nur zustimmende Beiträge.

Derweil bekundeten grüne Mandatsträger aus dem Bundestag, dem Europäischen Parlament und diversen Länderparlamenten Käßmann in einem Offenen Brief ihre Unterstützung und warnten vor ihrer "öffentlichen Demontage". Was die Bischöfin in ihren Predigten gesagt habe, entspreche "genau der grünen Position".

Dagegen widersprach der evangelische Theologe Ulrich Körtner der EKD-Ratsvorsitzenden. Der Einsatz der Bundeswehr sei durch UN-Mandate rechtlich abgesichert, sagte der in Wien lehrende Körtner der "Berliner Zeitung" (Montag). Die Deutschen könnten nicht "von jetzt auf gleich abziehen", da das die Menschen im Einsatzgebiet in eine verheerende Lage brächte.

(KNA/AP)
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