Als Schutz vor Vandalismus AfD prüft Einsatz von Arbeitslosen als Plakatwände

Düsseldorf · Weil im Wahlkampf immer wieder Plakate abgerissen werden, will die Alternative für Deutschland nun prüfen, ob sie Arbeitslose als mobile Plakatständer einsetzt. Der Vorschlag kam von einem Jungpolitiker aus Düsseldorf, der sich das Konzept auch in NRW-Städten vorstellen kann.

 80 bis 90 Prozent der Wahlplakate der Alternative für Deutschland werden vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg von Vandalen zerstört.

80 bis 90 Prozent der Wahlplakate der Alternative für Deutschland werden vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg von Vandalen zerstört.

Foto: dpa, dbo jhe

Fünf Euro kostet es die Alternative für Deutschland, ein Wahlplakat aufzuhängen — umso ärgerlicher, wenn es nach drei Stunden schon wieder verschwunden ist. Seit Wochen kämpft die Alternative für Deutschland (AfD) in Hamburg nicht nur um Wählerstimmen, sondern auch gegen Plakat-Vandalismus. Der Schaden beträgt schon jetzt nach Angaben des Hamburger AfD-Landeschefs Jörn Kruse mehrere zehntausend Euro. Daher denkt man in der Partei inzwischen über ein neues Konzept nach: Arbeitslose könnten als lebendige Plakatwände durch die Stadt laufen.

Die Idee hatte der Düsseldorfer David Eckert. Der 23-Jährige ist Vorstandsmitglied der AfD-Jugendorganisation "Junge Alternative" in NRW und studiert an der Heinrich-Heine-Universität Politik- und Medienwissenschaften.

"Die Idee kam mir, als ich überlegt habe, wie man den Hamburger Wahlkampf umgestalten kann", sagt Eckert unserer Redaktion. Seinen Vorschlag postete er Facebook: "Man hätte Arbeitslosen meinetwegen 8,50 Euro die Stunde zahlen sollen, ihnen ein Plakat umgehängt und die dann an belebten Plätzen herum lassen sollen. Viel effizienter, auffälliger und sinnvoller, da man die nicht einfach abreißen kann."

Hamburgs AfD-Chef will den Vorschlag prüfen

Dem Hamburger AfD-Chef Kruse ist von dem Vorschlag angetan: "Das klingt interessant. Wir nehmen den Vorschlag gerne auf", sagte er der Zeitung "Die Welt". Es müsse allerdings geprüft werden, ob sich die Idee so kurz vor der Wahl noch umsetzen lasse.

Neu ist der Gedanke nicht. Die sogenannten Sandwich-Männer, die mit Schildern vor Brust und Rücken durch die Innenstädte laufen, gab es schon Ende des 19. Jahrhunderts in den europäischen Großstädten. Es handelte sich in der Regel um Bedürftige und Bettler, die so für Produkte und Unternehmen warben.

David Eckert wusste davon nichts, als ihm der Vorschlag in den Sinn kam. In einem Seminar über Medienwirkung ging es auch um Wahlkampfstrategien. Seitdem ist Eckert überzeugt, dass im Hamburger Wahlkampf eine Menge Fehler gemacht werden: "Möglicherweise waren Plakate in Hamburg nicht die beste Idee, immerhin wussten wir ja von der Europa-Wahl, dass sie dort sofort zerstört werden."

David Eckert: Die AfD sollte einen alternativen Wahlkampf führen

Stattdessen hätte Eckert viel stärker auf das Internet gesetzt, auf Youtube und soziale Netzwerke — so wie es in den USA längst üblich ist. "Wir sind eine alternative Partei, also sollten wir auch einen alternativen Wahlkampf führen." Das würde auch mehr junge Leute ansprechen. Auch die Probleme mit der Plakatwerbung würden sich dadurch reduzieren.

Die "Welt" berichtet davon, dass die AfD in bestimmten Gegegenden in Hamburg, wie etwa in Altona oder der Schanze, schon keine Plakate mehr anbringe, weil diese binnen Stunden wieder zerstört würden. AfD-Plakate sind demnach auch deutlich häufiger betroffen als die von anderen Parteien. Besonders bitter ist aus Sicht von Jörn Kruse der verlorene Werbewert. "Für uns als Partei ist es ein großer Nachteil, wir sind darauf angewiesen, sichtbar zu sein", sagte er der "Welt".

David Eckert ist von seinen "Sandwich-Men" überzeugt. Nur die Reduzierung auf Arbeitslose will er nach einigem Nachdenken etwas relativieren: "Man könnte eine Annonce schalten, sodass sich alle melden können, die Interesse haben. Das müssen ja nicht nur Arbeitslose sein, sondern beispielsweise auch Studenten."

8,50 Euro pro Stunde — der gesetzliche Mindestlohn — seien schließlich auch für Studenten wie ihn viel Geld. Eckert, der im NRW-Landesvorstand der Jungen Alternative ist, kann sich die Idee auch im nächsten Wahlkampf in Nordrhein-Westfalen vorstellen: "Auch in NRW könnte man in Städten wie Bochum, wo es massive Zerstörungsraten gibt, auf die Sandwich-Men zurückgreifen."

(frin)
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