Wahl in Hamburg Die Großstadt ist der Angstgegner der CDU

Meinung | Berlin · Bei der Bürgerschaftswahl in Hamburg hat die CDU gerade einmal 16 Prozent der Stimmen eingefahren. Es ist nicht das erste Mal, dass die Partei in einer Großstadt schlecht abschneidet und sie verloren geben muss.

Das sagten die Vertreter der Parteien nach der Hamburg-Wahl
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Das sagten die Vertreter der Parteien nach der Hamburg-Wahl

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Foto: dpa, fux

Die CDU hat in Hamburg erlebt, was die Sozialdemokraten schon seit einigen Jahren in manchen Ländern kennen: die Pulverisierung als Volkspartei. 16 Prozent sind ein vernichtendes Ergebnis. In den Großstädten war die CDU schon immer schwach. In den 90er Jahre wurde sie vom aufgeklärten, patchworkenden, gendernden und alternativ lebenden Großstadtpublikum nahezu verachtet. Wer in der Großstadt bürgerlich lebte, wählte eher SPD oder Grüne oder eben die FDP.

Seitdem die Union ihr Familienbild entrümpelt, offen homosexuelle Politiker in ihren Reihen und mit der liberalen Angela Merkel ohnehin den Anschluss an die moderne Gesellschaft geschafft hat, hätten sich die CDU-Werte in den Großstädten verbessern können. Das haben sie aber nicht, im Gegenteil: Die Christdemokraten haben Großstadt um Großstadt verloren. Nicht nur die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen werden von Sozialdemokraten geführt, auch in Düsseldorf, München, Köln, Frankfurt und Essen regieren Sozialdemokraten. In Stuttgart ist ein Grüner am Ruder.

Für die Großstädte fehlen der CDU Konzepte, Esprit und intelligente Alternativen zur Fahrradspur-Politik der anderen. Da hilft es auch nicht, dass die Partei über einen Generalsekretär verfügt, der gerne mal als Hipster auftritt.

Die Großstädte sind ein Brennglas für das Problem, dass die Christdemokraten insgesamt in der Fläche haben. Im zehnten Regierungsjahr der Kanzlerin ist die Partei inhaltlich ausgebrannt und personell wenig profiliert. Im Bund bringt Merkels Hinweis, dass die Leute sie ja kennen und deshalb wählen könnten, schon Prozente. Was auf Bundesebene für die CDU ein Segen ist, erweist sich in Ländern und Kommunen als Fluch. Alle kennen die Kanzlerin, dahinter sehen die Landes- und Kommunalpolitiker blass aus.

Es traut sich auch keiner mehr, sich auf Kosten der Bundes-CDU zu profilieren, wie dies einst die Landesfürsten unter Helmut Kohl taten. Verkraften könnte die starke Bundes-CDU durchaus den einen oder anderen Querschläger aus den Ländern, der für frischen Wind in der Ebene sorgt. Möglicherweise ist eine personelle Profilierung die einzige Chance, in Ländern und Kommunen zu alter Stärke zurückzukehren. Mit Blick darauf, dass Merkel eines Tages einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin benötigt, wäre es geradezu fahrlässig, wenn es niemandem mehr gelingen kann, über die Landespolitik groß zu werden in der CDU.

(qua)
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