Ehemaliger Bremer Bürgermeister Hans Koschnick ist tot

Bremen · Der ehemalige Bürgermeister von Bremen, Hans Koschnick ist in der Nacht zu Donnerstag im Alter von 87 Jahren gestorben. Wenige Politiker waren so präsent wie Hans Koschnick.

 Hans Koschnik in seinem Haus im April 2015.

Hans Koschnik in seinem Haus im April 2015.

Foto: dpa, iwa jol hjb gfh

Volksnähe und klare Worte waren einige seiner markanten Eigenschaften, die er als Schlichter im Tarifstreit und Vermittler auf dem Balkan einbrachte. Koschnick starb im Alter von 87 Jahren.

Trauer um den ehemaligen Bremer Regierungschef Hans Koschnick: Nur wenige Wochen nach seinem 87. Geburtstag starb der langjährige Bürgermeister des kleinsten Bundeslandes am Donnerstag in den frühen Morgenstunden. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) würdigte Koschnicks Verdienste für Frieden und Stabilität und betonte: "Ein großer, norddeutscher Sozialdemokrat ist heute von uns gegangen."

Bremens Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) nannte Koschnick einen herausragenden Politiker, einen "von allen geschätzten, hoch geachteten und überzeugten" Demokraten.

Koschnick führte das kleinste Bundesland 18 Jahre lang - von 1967 bis 1985 - als Regierungschef. "Vielen war er ein Vorbild, auch eine Art Volkstribun. Seine Volksnähe war fühlbar", sagte der Präsident der Bremischen Bürgerschaft, Christian Weber (SPD). Für ihn war Koschnick "der letzte Bremer Politiker von staatsmännischem Format und mit internationaler Ausstrahlung".

Der Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, der Bundestagsabgeordnete Michael Roth (SPD), schrieb auf Twitter: "Mit Hans Koschnick ist ein prägender Sozialdemokrat & großer Europäer gestorben. Global denken und lokal handeln war seine Devise."

Koschnick widmete sich nach seinem Rückzug aus der Landespolitik 1985 der Völkerverständigung und Friedensarbeit. Sein kluges Verhandlungsgeschick bei kniffligen Aufgaben war längst nicht nur bei den Genossen bekannt. So wurde Koschnick im Juli 1994 für 20 Monate EU-Administrator in der vom jugoslawischen Bürgerkrieg zerstörten Stadt Mostar.

Anschließend übernahm er von Ende 1998 bis Ende 1999 die Funktion des Bosnienbeauftragten der Bundesregierung und war für die Rückführung der Bosnien-Flüchtlinge zuständig. Außerdem war er vier Mal als Schlichter im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes gefragt.

Die Liste der Ehrungen, die Koschnick für seinen unermüdlichen Einsatz für Frieden, Aussöhnung und Völkerverständigung bekam, ist lang. Zu den zahlreichen Auszeichnungen zählen unter anderem der Hessische Friedenspreis (1997), der Gustav-Adolf-Preis (1997), der Regensburger Brückenpreis (2004).

(das/dpa)
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