Heide Simonis "Scheitern Ramelows wäre schlimmer als einst Verrat an mir"

Kiel/Erfurt · Heide Simonis findet klare Worte für die Lage der SPD in Thüringen: Ein Scheitern des Linken-Politikers Bodo Ramelow bei der Wahl zum Ministerpräsidenten hätte nach ihrer Ansicht fatale Folgen für ihre Partei.

 Heide Simonis warnt ihre Parteigenossen in Thüringen vor "Verrat".

Heide Simonis warnt ihre Parteigenossen in Thüringen vor "Verrat".

Foto: dpa, Marcus Brandt

Falls die Wahl am Freitag schiefgehen würde, "wäre das Malheur noch schlimmer als damals bei mir", sagte die frühere schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin der Wochenzeitung "Die Zeit". "Eine Niederlage würde die SPD in Thüringen derart durcheinanderrappeln - man hätte größte Mühe, zu verhindern, dass es sie zerreißen würde - nicht nur weil es um ein neues Koalitionsmodell geht", sagte Simonis. Diesmal seien alle gewarnt und wüssten um die Konsequenzen.

Am Freitag will sich Ramelow zum Regierungschef in Thüringen wählen lassen. Das rot-rot-grüne Bündnis hat nur eine Stimme Mehrheit. Die Wiederwahl von Simonis als Ministerpräsidentin war 2005 im Kieler Landtag gescheitert, weil ihr eine Stimme aus dem Lager von SPD, Grünen und der dänischen Minderheitenpartei SSW versagt wurde.

Sie sei seitdem nie mehr in die Fraktion gegangen. "Dort sitzt immer noch der eine Irre, der mich so brutal hereingelegt hat", sagte Simonis, die glaubt, den Abweichler zu kennen. Bis heute ist dessen Name nicht bekannt.

Angriff auf Gabriel

Zudem hat Simonis ihrem Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel einen mut- und planlosen Kurs vorgeworfen. "Er kommt mir vor wie jemand, der im Schwimmbad auf den Zehnmeterturm geklettert ist und nun von unten bestaunt wird. Doch dabei blickt er selbst ganz ängstlich von oben runter" sagte Simonis. "Man spürt richtig, dass ihm manchmal der Anspruch und der Mut fehlen, es allen zu zeigen und zu springen."

Die SPD sei gut beraten, ihr linkes Profil zu schärfen, sagte Simonis. "Wir haben eigentlich ein großes Wählerpotenzial, das eine eher linke SPD-Politik unterstützen würde - aber diesen Leuten bieten wir zu wenig."

Gabriel hingegen will die SPD in die Mitte rücken, um aus dem "25-Prozent-Turm" im Bund auf Dauer herauszukommen. Simonis, die von 1993 bis 2005 das Land Schleswig-Holstein geführt hat, meinte mit Blick auf die nächste Bundestagswahl 2017: "Die SPD sollte sich die rot-rot-grüne Option in jedem Fall offenhalten." Vor einem Jahr hatte die SPD beschlossen, die Option künftig nicht mehr auszuschließen.

(dpa)
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