Journalisten vom Gipfel ausgeschlossen Maas will Aufklärung über entzogene G20-Akkreditierungen

Berlin/Hamburg · 32 Journalisten durften nicht zum G20-Gipfel in Hamburg, obwohl sie regulär angemeldet waren. Politiker fordern nun, die Sache gründlich aufzuklären. Darunter auch Justizminister Heiko Maas. Der nimmt gleichzeitig Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz in Schutz.

 Justizminister Heike Maas bei einem Kabinettstreffen am 12.07.2017 in Berlin.

Justizminister Heike Maas bei einem Kabinettstreffen am 12.07.2017 in Berlin.

Foto: rtr, FAB/KAT

Justizminister Heiko Maas fordert eine umfassende Aufklärung in der Affäre um nachträglich entzogene Akkreditierungen für Journalisten beim G20-Gipfel in Hamburg. Die Pressefreiheit sei ein sehr hohes Gut, sagte der SPD-Politiker der in Halle erscheinenden "Mitteldeutschen Zeitung". "Deswegen müssen die Vorwürfe jetzt gründlich aufgeklärt werden."

32 Journalisten, die bereits für die Berichterstattung in Hamburg zugelassen waren, hatten ihre Akkreditierung wieder verloren. Da mehrere Betroffene Schwierigkeiten mit der türkischen Regierung gehabt hatten, äußerten Medien und Opposition den Verdacht, dass unter anderem türkische Interessen dahinter stehen könnten. Dies hatte der Sprecher von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Steffen Seibert, zurückgewiesen.

Innenminister Thomas de Maizière (CDU) betonte, für den Entzug der Akkreditierungen habe das Bundeskriminalamt "ausschließlich auf Erkenntnisse deutscher Sicherheitsbehörden zurückgegriffen". Den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte er: "Alleiniger Grund für die Entscheidungen war es, die Sicherheit des Gipfels und seiner Teilnehmer zu gewährleisten." Die Entscheidung des BKA sei "nicht ohne Sorgfalt und Beachtung der wichtigen Pressefreiheit" getroffen worden.

Maas wiederum wies Rücktrittsforderungen vor allem aus der Hamburger CDU an Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) wegen der verheerenden Krawalle rund um den Gipfel zurück. Das wäre vollkommen falsch, sagte er. "Nicht nur, weil der Rücktritt von einem politisch Verantwortlichen den Gewalttätern große Genugtuung bereiten würde. Im Übrigen sollten wir die Leute nicht für dumm verkaufen, denn sie wissen doch ganz genau: Die politische Verantwortung für den Gipfel liegt nun wahrlich nicht allein in Hamburg."

Ohnehin müsse man die europäische Dimension in den Blick nehmen, sagte Maas. In Hamburg seien Gewalttäter aus ganz Europa angereist - darunter viele, die den Sicherheitsbehörden nicht bekannt gewesen seien. "Die Gewalttäter möglichst schon an der Einreise zu hindern, darum geht es", sagte er.

Auch Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nahm Scholz in Schutz. Dieser werde nun zu unrecht angegriffen. Er kenne Scholz seit mehreren Jahren, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Er ist ein großer Bürgermeister der Stadt. Er hat diesen G20-Gipfel sehr mutig ausgerichtet." Es sei nicht recht, ihn zu kritisieren, "da man so nur den Randalierern Recht gibt".

Auch SPD-Generalsekretär Hubertus Heil empörte sich über die Rücktrittforderungen der CDU gegen Scholz. "Ich empfinde es als widerlich, dass Teile der Union versuchen, die Geschehnisse des G20-Gipfels für ihre pseudotaktischen parteipolitischen Spielchen zu missbrauchen", sagte er dem "Handelsblatt". Ähnlich äußerte sich SPD-Bundesvize Thorsten Schäfer-Gümbel. "Verantwortung für gemeinsam getroffene Entscheidungen ist nicht teilbar - nicht in Sonnen- und auch nicht in Schattenseiten."

CDU-Präsidiumsmitglied Jens Spahn griff die SPD jedoch erneut scharf an. In Hamburg und noch mehr in Berlin sei der jeweilige Senat von SPD, Grünen und auch Linken "auf dem linken Auge blind", sagte er der Oldenburger "Nordwest-Zeitung". "Linksautonome Zentren wie die Rote Flora in Hamburg und die Rigaer Straße in Berlin sind Brutstätten für Gewaltexzesse, wie wir sie in der Hansestadt erlebt haben." Diese Häuser müssten geräumt und geschlossen werden.

(oko/dpa)
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