Altkanzler Kohl verklagt Ghostwriter auf Herausgabe von Tonband-Kopien

Köln · Während Helmut Kohl darüber nachdenkt, seinen Nachlass einer Stiftung zu überlassen, hat der Altkanzler zudem seinen ehemaligen Ghostwriter Heribert Schwan auf Herausgabe sämtlicher Kopien und Abschriften der strittigen Tonbänder verklagt.

Eine entsprechende Klage sei beim Landgericht Köln eingegangen, bestätigte ein Gerichtssprecher am Montag. Der Autor hatte Kohl 2001 und 2002 mehr als 600 Stunden lang befragt und die Gespräche aufgenommen. Ziel war die Veröffentlichung von Kohls Memoiren, drei Bände erschienen. Dann wurde die Zusammenarbeit beendet. Schwan hatte die Bänder nach einem Gerichtsstreit zurückgeben müssen. Die Gespräche mit teils pikantem Inhalt flossen ein in das gerade erschienene Schwan-Buch "Vermächtnis. Die Kohl-Protokolle".

Nach Angaben des Gerichts stellte Kohl zudem zwei Anträge auf Einstweilige Verfügung gegen Schwan und die Verlagsgruppe Random House. Darin gehe es um die Unterlassung von zahlreichen konkreten Äußerungen in dem vor wenigen Tagen erschienenen Buch, sagte der Sprecher.

In der vergangenen Woche hatte Kohl vergeblich versucht, die Veröffentlichung per Einstweiliger Verfügung zu verhindern. Nach Ansicht des Kölner Landgerichts war sein Antrag zu weit gefasst. Eine Beschwerde gegen die Entscheidung hatte Kohl nach einem rechtlichen Hinweis des Oberlandesgerichts Köln zurückgezogen.

Geht der Kohl-Nachlass an eine Stiftung?

Der politische Nachlass des CDU-Politikers soll wohl einer Stiftung überlassen werden. Das kündigte der Anwalt und Vertraute des 84-Jährigen, Stephan Holthoff-Pförtner, an. Kohl und seine Ehefrau Maike Kohl-Richter hätten ihm gesagt, es bestehe "überhaupt kein Zweifel, dass die Verwaltung über das geistige politische Erbe Historiker bekommen. Es soll eine Stiftung sein." Das sagte der Anwalt am Sonntagabend in der ARD-Sendung "Günther Jauch".

Kohls Ehefrau erhebe keine Ansprüche auf den Nachlass, berichtete Holthoff-Pförtner in der Fernsehsendung. "Frau Richter hat mir ausdrücklich gesagt, sie will es nicht, und sie kann es nicht." Wie eine Stiftungslösung für Unterlagen und Aufzeichnungen Kohls aussehen könnte, war unklar. Bei der Bundesregierung gibt es vorerst keine Planungen für eine Bundesstiftung, wie ihr Sprecher Steffen Seibert am Montag sagte. Er bekräftigte, dass solche vom Bund finanzierten Stiftungen wie etwa für Ex-Bundeskanzler Willy Brandt (SPD) nicht zu Lebzeiten der jeweiligen Persönlichkeit initiiert worden seien.

Der Streit um Kohls Nachlass hatte sich erneut daran entzündet, was mit Aufzeichnungen von gut 600 Stunden Gesprächen zwischen Kohl und Schwan geschehen soll. Kohl hatte die Zusammenarbeit aufgekündigt.
Schwan veröffentlichte basierend darauf aber trotzdem das Buch "Vermächtnis. Die Kohl-Protolle". Wie ein Kölner Gerichtssprecher am Montag sagte, stellte Kohl nun auch zwei Anträge auf Einstweilige Verfügung gegen Schwan und die Verlagsgruppe Random House. Darin geht es um Unterlassung zahlreicher Äußerungen in dem Buch.

Schwan will eine Kopie der Aufzeichnungen nur dem Bundesarchiv geben. Er wolle dessen Präsidenten anrufen und vorschlagen, "dass ich eine Kopie der Gespräche dem Bundesarchiv überlasse", sagte Schwan in der ARD-Sendung. Originalbänder sollen mittlerweile teils gelöscht worden sein. "Ich habe von Löschungen gehört, ja", sagte Holthoff-Pförtner. Schwan hatte Kohl 2001 und 2002 befragt und dies aufgenommen. Ziel war die Veröffentlichung von Kohls Memoiren. Schwan musste die Bänder nach einem Gerichtsstreit zurückgeben.

(lnw)
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