Ex-Minister zu Konto-Affäre Linssen: "Ich wollte Mutter einen Gefallen tun"

Düsseldorf · Der frühere NRW-Finanzminister Helmut Linssen (CDU) steht unter Druck, weil er Vermögen seiner Eltern auf den Bahamas angelegt hat. Erstmals nennt er sein Motiv.

Helmut Linssen: "Ich wollte Mutter einen Gefallen tun"
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Helmut Linssen, NRW-Finanzminister von 2005 bis 2010, räumt ein, dass er Ende der 1990er Jahre ein Vermögen seiner Eltern auf den Bahamas geparkt hat. "Bei dem Geld handelt es sich um privates Vermögen meiner verstorbenen Eltern, das unsere Familie steuerlich korrekt erwirtschaftet hat", sagte Linssen. Auf die Frage nach dem Warum sagte er gestern gegenüber unserer Zeitung: "Ich wollte meiner Mutter einen Gefallen tun."

Wie der "Stern" berichtete, zahlte Linssen 829 322 D-Mark (424 025 Euro) bei der Bank HSBC Trinkaus & Burkhardt in Luxemburg ein. Von dort floss das Geld an eine Briefkastenfirma auf den Bahamas, die das Geld ab 1997 anonym verwaltete. Die Firma war später in Panama registriert. Linssen betonte gestern erneut: "Ich habe keine Steuern hinterzogen." Er habe auch keine Steuernachzahlungen zu leisten gehabt. Die Staatsanwaltschaft Bochum bestätigte, dass ein früheres Verfahren in dieser Sache eingestellt wurde.

Linssens Vater starb 1961, seine Mutter 2004 im Alter von 97 Jahren. Damals schloss Linssen sein Trinkaus-Konto. Er soll eine letzte Barzahlung von der Luxemburger Bank über 141 113 Euro erhalten haben. Zu den Details seiner Offshore-Geschäfte will Linssen nichts sagen.

Obwohl er offenbar straf- und steuerrechtlich unbescholten ist, wird Linssen bundesweit kritisiert. Unionsfraktionschef Volker Kauder sagte, dafür habe er "kein Verständnis". Zugleich kritisierte er die "ständigen Durchstechereien" aus Behörden: "Das untergräbt das Vertrauen zum Staat." Linssen müsse "sagen, woher das Geld kam, das er auf den Bahamas angelegt hatte", forderte die Vorsitzende des Finanzausschusses des Bundestags, Ingrid Arndt-Brauer (SPD). Auch André Stinka, Generalsekretär der NRW-SPD, will eine Erklärung — "sonst macht sich Linssen als Finanzpolitiker unglaubwürdig". Reiner Priggen, Fraktionschef der Grünen im Landtag, meinte: "Linssens ausweichende Erklärungen passen nicht zu seinen wichtigen Ämtern als Finanzchef der RAG-Stiftung und als Bundesschatzmeister der CDU."

Andreas Riegel (Transparency International) sagte: "Mit seinem weitgehenden Schweigen zu der Offshore-Affäre trägt Helmut Linssen wesentlich zur Politikverdrossenheit in Deutschland bei." CDU-Generalsekretär Peter Tauber verteidigte Linssen indirekt: "Er leistet eine gute Arbeit als Schatzmeister." Nach Ansicht des Vorsitzenden der NRW-Linkspartei, Rüdiger Sagel, hat Linssen "ordentlich Dreck am Stecken".

(RP)
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