Memoiren des Altkanzlers Helmut Schmidt schreibt über Affäre

Hamburg · Fünf Jahre nach dem Tod seiner Frau Loki gesteht der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt in seinen in Buchform erscheinenden Memoiren, dass er eine außereheliche Beziehung hatte.

Helmut und Loki Schmidt – gemeinsame Erinnerungen
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Zum ersten Mal mach der SPD-Politiker öffentlich, dass er seine verstorbene Ehefrau betrogen hat. "Ich hatte eine Beziehung zu einer anderen Frau", schreibt der 96-jährige Altkanzler in seinem neuen Buch, aus dem der "Stern" am Donnerstag ausführliche Auszüge veröffentlicht.

Das Buch hat den beziehungsreichen Titel "Was ich noch sagen wollte". Darin zieht der Altkanzler die Bilanz seines Lebens. Das Buch mit dem Eingeständnis erscheint knapp fünf Jahre nach dem Tod von Loki Schmidt. Die beiden waren 68 Jahre miteinander verheiratet gewesen.

Was Zeitpunkt und Länge der außerehelichen Beziehung angeht, bleibt Schmidt vage. Er schreibt vom "Ende der sechziger oder Anfang der siebziger Jahre". Das Verhältnis zu der Geliebten war aber offenbar so eng, dass ihm seine Frau die Trennung anbot, wie Schmidt jetzt offenbart. Für ihn sei das eine "ganz und gar abwegige Idee" gewesen. Nach Informationen des stern blieb Schmidt mit seiner Geliebten, einer langjährigen SPD-Genossin, nach der Trennung in Kontakt. Vor zwei Jahren nahm er auch an der Beerdigung der Frau teil.

Loki und Helmut - ein Paar seit Schulzeiten

Helmut und Loki Schmidt waren schon seit Schulzeiten ein Paar, bis zu ihrem Tod im Oktober 2010 galten sie als Vorbild für eine Liebe bis ins hohe Alter. Noch 2008 hatte Loki Schmidt der Wochenzeitung "Die Zeit" die Beziehung zu ihrem Mann als äußerst harmonisch beschrieben. "Wir hatten nur einen einzigen richtigen Streit, dessen Ursache wir kurioserweise beide vergessen haben. Da habe ich einen nassen Waschlappen nach Helmut geworfen", sagte sie damals. Weil er sich weggeduckt habe, habe sie nicht getroffen.

Mit der Geliebten kann dieser Streit nichts zu tun gehabt haben, laut Loki Schmidt hatte er sich schon vor der Währungsreform 1948 zugetragen. In dem Interview offenbarte Loki Schmidt allerdings auch eine grundsätzliche Offenheit, dem Partner eine neue Chance zu geben. "Wir waren stets beide überzeugt, dass man es in der Ehe immer wieder aufs Neue versuchen muss", sagte sie. "Warum all die Zeit verschwenden für einen Neuen, mit dem es bestenfalls wieder das Gleiche wird?"

Auch wenn Helmut Schmidt laut "Stern" jetzt zum ersten Mal konkret über eine Affäre schreibt, wurde darüber in der Vergangenheit mehrfach berichtet. Bereits 1966 gab es dazu Veröffentlichungen. Der Journalist und frühere Regierungsberater Klaus Harpprecht sagte zudem im vergangenen Jahr dem "Spiegel", Schmidt habe lange eine Affäre gehabt und diese erst mit Beginn seiner Kanzlerschaft beendet, weil er glaubte, er könne sich das nicht mehr leisten. Die Geliebte sei daran fast zerbrochen.

Schmidt selbst äußerte sich in der Vergangenheit vieldeutig zum Thema Treue. "Es gibt Ehen, in denen Untreue vorkommt. Möglicherweise auf beiden Seiten. Und die aber auch trotzdem innerlich zusammen halten", sagte er einmal.

(AFP)
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