Rückblick Prägende Momente im Leben von Helmut Schmidt
Helmut Schmidt ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Wir blicken zurück auf Momente, die sein Leben und seine Karriere geprägt haben.
Erfolg als Krisenmanager Im Februar 1962 wird Hamburg von einer schweren Sturmflut getroffen. Die Deiche brechen, 20.000 Menschen werden obdachlos, mehr als 300 sterben. Helmut Schmidt, damals 43 Jahre alt und Hamburger Polizeisenator, organsiert unbürokratisch Hilfe, koordiniert den Einsatz von 26.000 Helfern und organisiert die Bundeswehr und sogar Nato-Soldaten als Unterstützung - obwohl er dazu verfassungsrechtlich nicht befugt ist. Sein Einsatz macht ihn bundesweit bekannt und ebnet den Weg für seine Karriere.
Auf dem Höhepunkt der Macht Als Verteidigungs- und Finanzminister macht sich Schmidt im Kabinett von Willy Brandt einen Namen. Als Brandt 1974 wegen der Affäre um den DDR-Spion Günter Guillaume zurücktritt, wird Schmidt sein Nachfolger. Am 16. Mai 1974 wird er von Bundestagspräsidentin Annemarie Renger als Bundeskanzler vereidigt.
Entscheidende Stunden Am 13. Oktober 1977 entführten palästinensische Terroristen die Lufthansa-Maschine "Landshut" mit 86 Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern an Bord. Sie zwingen den Ferienflieger, der Urlauber aus Mallorca nach Frankfurt zurückbringen sollte, auf einen Irrflug durch den Nahen Osten und Afrika. Schließlich steht die Maschine auf dem Rollfeld des Flughafens von Mogadischu. Schmidt lässt die "Landshut" von einem GSG-9-Kommando stürmen, alle Geiseln überleben. Später sagt Schmidt: Wäre die Befreiung gescheitert, wäre er als Kanzler zurückgetreten.
Die Last der Verantwortung Schmidt mit Waltrude Schleyer, der Witwe von Hanns Martin Schleyer. Als der Arbeitgeberpräsident von der RAF entführt wird, muss Schmidt eine der schwersten Entscheidungen seiner Kanzlerschaft treffen. Die Entführer fordern als Preis für Schleyers Leben die Freilassung von Andreas Baader, Gudrun Ensslin und anderen RAF-Terroristen der ersten Generation. Schmidt bleibt hart, obwohl Schleyers Angehörige in ihrer Verzweiflung bis vors Bundesverfassungsgericht ziehen, um durchzusetzen, dass die Bundesregierung den Forderungen der Entführer nachgibt. Nach der gescheiterten Landshut-Entführung und dem Suizid der RAF-Terroristen in Stammheim wird Schleyer am 18. Oktober 1977 nach 43 Tagen in Gefangenschaft ermordet.
Einsamer Kanzler Der Nato-Doppelbeschluss bringt große Teile der Bevölkerung und auch viele seiner Parteifreunde gegen Schmidt auf. Der Beschluss sieht vor, dass die USA Mittelstreckenraketen in Westeuropa stationieren - und gleichzeitig Russland ein Angebot machen, über eine Abrüstung zu verhandeln. Schmidt, der die Sicherheit der Bundesrepublik in Gefahr sieht, stimmt ihm gegen alle Widerstände zu. Unser Foto zeigt die Großkundgebung gegen den Nato-Doppelbeschluss im Oktober 1983 im Bonner Hofgarten.
Abschied von der Macht 1982 zerbricht die sozialliberale Koalition, mit deren Unterstützung Schmidt regiert hatte. Ein konstruktives Misstrauensvotum mit den Stimmen von CDU, CSU und des früheren Koalitionspartners FDP beendet am 1. Oktober 1982 seine Amtszeit als Kanzler. Nachfolger wird Helmut Kohl.
Schmidt glänzt in seiner letzten Rolle Das vorzeitige Ende seiner Kanzlerschaft mindert sein Ansehen in der Bevölkerung nicht. 1983 wird Schmidt Herausgeber der "Zeit". In den vielen Jahren, die ihm nach dem Ende seiner Kanzlerschaft noch bleiben, wird Schmidt zum respektierten Intellektuellen, zum Weltendeuter und zur moralischen Instanz der Deutschen. Noch mit weit über 90 ist Schmidt gefragter Gast bei Diskussionsrunden und in Talkshows, wie hier bei "Menschen bei Maischberger" im August 2012.
Der Verlust Helmut Schmidt bei der Beerdigung seiner Frau Loki am 1. November 2010. Helmut und Loki hatten sich 1929 kennen gelernt; sie gingen auf dem Gymnasium in dieselbe Klasse. Während Schmidt nach dem Krieg Staatswissenschaften und Volkswirtschaftslehre studierte, kam seine Frau allein für den Unterhalt der Familie auf. Als Loki 2010 starb, war das Paar 68 Jahre verheiratet.