Fotos Herman Van Rompuy - ein Schöngeist für Brüssel
Der Belgier Herman Van Rompuy ist erster ständiger EU-Ratspräsident. Derart exponierte Ämter sind für den 62-Jährigen noch etwas relativ Neues. Erst seit Ende 2008 war er belgischer Regierungschef.
Im Privaten pflegt er eine Vorliebe für japanische Dichtkunst. Im politischen Beruf hatte er es bisher vorwiegend mit Finanzen zu tun. Von 1993 bis 1999 war er Haushaltsminister, zuletzt saß er bis Ende 2008 Belgiens Abgeordnetenkammer vor.
Zurückhaltung und hin und wieder überraschende Volten kennzeichnen den Katholik und Vater von vier Kindern. Auf einem EU-Gipfel überraschte er die Presse mit einem selbst verfassten Haiku-Gedicht. Seine japanisch inspirierte Lyrik veröffentlicht er auch im Internet.
Was das neue EU-Spitzenamt ausmacht, hängt jetzt vor allem von ihm ab. Der zunächst für zweieinhalb Jahre ernannte Ratspräsident soll den EU-Oberhäuptern vor allem "Impulse" geben, für "Kontinuität" sorgen und "Konsens" fördern.
"Konsens" fördern, das kann Van Rompuy. Als Regierungschef hat er vor allem für eine bessere Atmosphäre zwischen Flamen und Wallonen gesorgt. Die "gute Atmosphäre" in seinem Fünf-Parteien-Kabinett ist nach Ansicht mehrerer Minister eine Premiere nach Jahren der Querelen. In Belgien wird deshalb schon eine neue Regierungskrise befürchtet, wenn Van Rompuy in das EU-Amt berufen wird.
Durch Auftritte auf der EU-Bühne ist Van Rompuy bislang nicht aufgefallen, obwohl zwischen seinem und den EU-Institutionen nur einige hundert Meter liegen. Deshalb hatte Großbritannien auch bis zuletzt Vorbehalte gegen den Belgier und forderte den früheren Premier Tony Blair als international bekannten "Kopf".
In den Nationalstolz, den Belgiens Medien seit Wochen angesichts der möglichen Beförderung Van Rompuys verbreiten, mischt sich vereinzelt Nüchternheit. EU-Beobachtern zufolge hat der Flame auch deshalb so viel Unterstützung bei großen EU-Ländern wie Deutschland und Frankreich, weil er Merkel und dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy nicht in die Quere kommen dürfte.