Vorstoß von Hermann Gröhe Flüchtlinge sollen Pfleger werden

Berlin · Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sieht gute Chancen für Flüchtlinge in Pflegeberufen. Die Voraussetzung: Sie müssen qualifiziert sein und die deutsche Sprache beherrschen.

 Hermann Gröhe sieht in der Pflegebranche Jobchancen für Flüchtlinge.

Hermann Gröhe sieht in der Pflegebranche Jobchancen für Flüchtlinge.

Foto: dpa, car axs gfh tba

Für den eklatanten Personalmangel in Pflegeberufen hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) einen Ausweg parat. Flüchtlinge mit qualifizierter Ausbildung könnten helfen, die Lücke zu schließen. "Hier ergeben sich Chancen für anerkannte Flüchtlinge. Wichtig ist, dass sie die Sprache ausreichend beherrschen und keine Abstriche bei der Qualifikation gemacht werden", sagte der CDU-Politiker unserer Redaktion. Schon jetzt betrage der Anteil der Migranten in den Pflegeberufen rund 20 Prozent. Zugleich wächst die Branche stark, weil die Bevölkerung immer älter wird und die Pflegefälle zunehmen.

Die Bandbreite der Pflegeberufe in Deutschland ist groß. So gibt es bei den einfachen Qualifikationen den Betreuungsassistenten, der schon nach einer 100-stündigen Ausbildung einsatzbereit ist. Pflegehelfer können nach einjähriger Ausbildung ihre Arbeit beginnen. Der Fachberuf der Pflegekraft ist mit der Ausbildung einer Krankenschwester vergleichbar. Und an Fachhochschulen ist sogar ein Studium in Pflegewissenschaften möglich.

Flüchtlingen, so Gröhe, stünde auch der Bundesfreiwilligendienst offen. Hier würden sich bereits jetzt viele anerkannte Asylbewerber einbringen. Zudem gebe es "berufsspezifische Sprachkurse", erläuterte der CDU-Politiker. "Warum sollen Flüchtlinge nicht auch qualifizierte Pflegeberufe erlernen, wenn sie die Voraussetzungen erfüllen? Das kann eine gute Möglichkeit sein, sich beruflich zu integrieren."

Bislang arbeiten nur wenige Flüchtlinge in anerkannten Pflegeberufen, weil vielfach weder eine Qualifikation noch ausreichende Sprachkenntnisse vorhanden sind. Das Berliner Klinikunternehmen Vivantes und das Krankenhaus Charité haben gemeinsam mit dem Berliner Integrationsbeauftragten laut "Ärztezeitung" das Pilotprojekt SpraBo (Sprachkompetenz und Berufsorientierung für Geflüchtete) gestartet. Damit sollen Flüchtlinge sprachlich und fachlich qualifiziert werden. Rund zwanzig Geflüchtete aus verschiedenen Herkunftsländern hätten bereits Anfang Dezember den ersten Kurs begonnen. Betreut werden sie von Pflegelehrern des Vivantes Instituts für berufliche Bildung im Gesundheitswesen (IbBG) und der Charité-Gesundheitsakademie.

Die praktische Berufsorientierung der Flüchtlinge erfolgt an den Kliniken von Charité und Vivantes. Auch die Uniklinik Essen hat berufsbezogene Sprachkurse für Flüchtlinge eingerichtet, die auf einen Pflegeberuf vorbereiten sollen. Derzeit durchlaufen 25 Flüchtlinge eine vierstufige Ausbildung, bei der auch praktische Erfahrungen im Krankenhaus gesammelt werden sollen. Die ersten Teilnehmer stammen aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und Eritrea.

In Mettmann wollen die Bildungsakademie des Kreises und die Neander-Diakonie ebenfalls Vorbereitungskurse für Flüchtlinge anbieten, die Interesse am Beruf des Altenpflegers und Altenpflegehelfers signalisiert hätten. Dabei soll es auch Praktika und Hospitationen geben.

Gröhe betonte: "In Mangelberufen ist Zuwanderung auch eine Chance." Der Bundesgesundheitsminister erinnerte daran, dass die Unterstützung für die Pflege zu Hause deutlich ausgeweitet worden sei - etwa durch mehr Kurzzeit- und Tagespflege oder die Möglichkeit, Hilfe im Haushalt in Anspruch zu nehmen. Pflegende Angehörige hätten jetzt einen Rechtsanspruch auf eine Familienpflegezeit und auf eine bezahlte Auszeit von bis zu zehn Tagen.

(RP)
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