Krefeld/Düsseldorf Neue Machtspiele in der NRW-CDU

Krefeld/Düsseldorf · Nach der Schlappe von Hermann Gröhe im Duell um den Bezirk Niederrhein blickt die Führungsriege nun auf den Bundesparteitag.

Das ist Hermann Gröhe
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Foto: dpa, Maurizio Gambarini

An den Krefelder Hotelsaal "Von der Leyen" wird sich Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe wohl nicht gern erinnern. In diesem Raum - benannt nach dem Begründer der örtlichen Seidenweberei - musste der Neusser am Wochenende eine empfindliche Niederlage hinnehmen. Wie berichtet, unterlag er im Duell um den Vorsitz des Bezirksverbands Niederrhein dem Mönchengladbacher Günter Krings, der 44 Stimmen erhielt, während für Gröhe nur 41 Delegierte votierten.

Lange Gesichter bei denen, die sich massiv für Gröhe eingesetzt hatten - vor allem bei Vorgänger Ronald Pofalla, der wegen seines bevorstehenden Wechsels zur Bahn AG nicht mehr kandidierte. Pofalla soll für seinen Freund Gröhe massiv die Werbetrommel gerührt haben; von einer regelrechten Telefonkette ist die Rede. Man müsse Gröhe als einzigen Bundesminister der NRW-CDU unterstützen, hieß es in Parteikreisen immer wieder. Der Bezirk Niederrhein stellt eine stattliche Hausmacht dar, auch wenn er mit 17 500 Mitgliedern erst an fünfter Stelle unter den acht CDU-Bezirken in NRW rangiert.

Doch es kam anders als allgemein erwartet. Mit seiner frischen Rede überzeugte Krings die Mehrheit der Delegierten. Es sei nicht entscheidend, wer welche Funktion in der Bundesregierung ausübe, gab der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesinnenministerium bei seiner Bewerbung zu bedenken. Er will sich verstärkt - als "neuer Bosbach"? - um die innere Sicherheit kümmern und hält eine "Willkommenskultur" für besser als "Multikulti". Das kam an.

Zwar wurde Gröhe zum stellvertretenden Bezirkschef gewählt, aber die Enttäuschung war ihm deutlich anzumerken. Schließlich will er sich Anfang Dezember auf dem Bundesparteitag in Köln um einen Sitz im Präsidium, gewissermaßen dem Oberhaus der CDU, bewerben. Dort wird ein Platz frei, da der frühere Vorsitzende der Jungen Union (JU), Philipp Missfelder, nicht mehr antritt. Krings will sich erklärtermaßen dafür einsetzen, dass Gröhe zum Zuge kommt, und auch der Klever Parteichef Günther Bergmann ist sicher, dass dies gelingen wird. Schließlich unterstützt der CDU-Landesvorstand um Armin Laschet Gröhes Kandidatur. Bundeskanzlerin Angela Merkel dürfte sich ebenfalls für Gröhe starkmachen, zumal er als damaliger Generalsekretär maßgebend zum Erfolg bei der Bundestagswahl 2013 beigetragen hat.

Der Haken bei der Sache: Es gibt zu viele Bewerber aus NRW. Karl-Josef Laumann, Chef der CDU- Sozialausschüsse und Vorsitzender des CDU-Bezirks Münsterland, ist bereits im Präsidium vertreten und will wiedergewählt werden. Der Gesundheitspolitiker Jens Spahn (Kreis Borken) bewirbt sich erstmals für das Präsidium. Er hat die Unterstützung von JU, Mittelstandsvereinigung und Seniorenunion.

Insider halten es für unwahrscheinlich, dass sich alle drei Kandidaten aus NRW im Präsidium wiederfinden werden. Scheitert Gröhe, wäre er als Bundesminister blamiert. Das kann sich die Partei nicht leisten. Gröhes Wahl gilt deshalb als gesichert. Also muss ein anderer "vom Schlitten". Verliert Laumann seinen Sitz, dürfte das als Affront gegen den sozialen Flügel gebrandmarkt werden. Die Jüngern wiederum erwarten, dass einer der Ihren - Spahn ist 34 - gewählt wird.

Parteichefin Angela Merkel in der Zwickmühle? Vielleicht macht sie es ähnlich wie vor zwei Jahren, als sich fünf Bewerber für zunächst vier Vize-Posten abzeichneten. Flugs erhöhte Merkel die Zahl auf fünf.

(RP)
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