Bürgerkrieg in Syrien Steinmeier verspricht 50 Millionen Euro für Aleppo

Damaskus · Zehntausende sind aus den umkämpften Stadtvierteln in Aleppo geflohen. Außenminister Steinmeier sagt nun weitere Millionenhilfen zu. Unklar ist, wie die Hilfen bei der notleidenden Bevölkerung ankommen sollen.

 Viele Tausend Flüchtlinge haben die von Rebellen gehaltenen Stadtteile Aleppos bereits verlassen.

Viele Tausend Flüchtlinge haben die von Rebellen gehaltenen Stadtteile Aleppos bereits verlassen.

Foto: ap, BH

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat den Menschen in der umkämpften syrischen Stadt Aleppo 50 Millionen Euro zusätzlich für Nahrung, Unterkünfte und medizinische Hilfe zugesagt. Bei einem Kurzbesuch im Libanon rief er am Freitag die Konfliktparteien eindringlich zu Feuerpausen auf, damit dringend benötigte Hilfslieferungen auch in die eingeschlossene Gebiete gelangen könnten.

In den vergangenen Tagen war die syrische Armee immer weiter in die von den Rebellen gehaltenen Stadtviertel im Osten der geteilten Metropole eingedrungen und hatte mehr als ein Drittel der Rebellengebiete zurückerobert. Die Stadt gilt als eine der am stärksten umkämpften Orte im syrischen Krieg.

Zehntausende Menschen sind zuletzt nach UN-Angaben vor den Kämpfen aus dem Osten in andere Viertel geflohen. Aber auch in West-Aleppo seien schätzungsweise 400.000 Menschen aus ihren Häusern vertrieben worden. Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete am Freitag von heftigen Kämpfen in der Stadt.

Bewohner des Ostteils Aleppos warfen den Rebellen vor, sie an der Flucht gehindert zu haben. Auch die Vereinten Nationen haben Vorwürfe bestätigt, dass bewaffnete Gruppen Menschen von der Flucht abhalten. Es gibt zudem Berichte über Proteste gegen die Opposition, weil diese die schwindenden Hilfslieferungen in den belagerten Gebieten ungerecht verteile.

Außenminister Steinmeier nutzte seine Reise in den Libanon, um die Konfliktparteien in Syrien zur Deeskalation aufzurufen. "Wir dürfen keine Chance auslassen, um wenigstens in diesen nächsten Wochen nach weiteren Kampfpausen zu suchen", sagte er. "Wir dürfen nicht aufgeben in den Bemühungen, eine Entschärfung dieses Krieges hinzukriegen."

Der syrische Bündnispartner Russland hatte die Einrichtung von Korridoren zur Versorgung der Bevölkerung in Ost-Aleppo angeboten, eine Feuerpause aber abgelehnt. In den kurdisch beherrschten Stadtteilen Aleppos sind die UN nach Angaben des Kurdenführers Salih Muslim inzwischen vor Ort.

Auch in anderen Teilen des Landes erobert das Regime von Syriens Präsident Baschar al-Assad Gebiete zurück. In dem rund 15 Kilometer von der Hauptstadt Damaskus entfernten Vorort Chan al-Scheich ergaben sich nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums rund 2000 Kämpfer und überließen den Ort der Armee.

Bürgerkriegsland Syrien: Die verlassenen Häuser von Aleppo
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Bürgerkriegsland Syrien: Die verlassenen Häuser von Aleppo

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Foto: Matteo Rovella

Die Kämpfer hätten im Rahmen einer Abmachung mit der Regierung ihre Waffen niedergelegt und seien zusammen mit ihren Familien in die nördliche Provinz Idlib transportiert worden, hieß es aus Kreisen der syrischen Unterhändler. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete, dass Aufständische auch in anderen Orten im Umland der Hauptstadt ähnlichen Abmachungen zugestimmt hätten. Die Regierung hat mittlerweile wieder zahlreiche Orte im Süden und Westen der Hauptstadt Damaskus unter ihre Kontrolle gebracht.

(bur/dpa)
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