Bericht der Historikerkommission Nach dem Krieg arbeiteten viele Nazis in Innenministerien

Berlin · Nachdem das Außenministerium bereits vor Jahren Nachforschungen zum Einsatz von NSDAP-Mitgliedern nach dem Krieg in der Behörde in Auftrag gegeben hat, legt nun auch das Innenministerium einen Bericht zur Vergangenheit vor.

 Innenminister Thomas de Maiziere.

Innenminister Thomas de Maiziere.

Foto: dpa, mkx fpt

In den Innenministerien der Bundesrepublik und der DDR haben in den Nachkriegs-Jahrzehnten demnach mehr ehemalige Nazis gearbeitet als bisher angenommen. Das geht aus dem Abschlussbericht einer Historikerkommission hervor, der am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.

Bei der Belegschaft des Bundesinnenministeriums in Bonn lag der Anteil ehemaliger NSDAP-Mitglieder demnach zeitweise bei 66 Prozent. Auch im Ministerium des Innern in Ost-Berlin habe der Wert mit einem Anteil von 14 Prozent deutlich über den DDR-internen Statistiken gelegen. Offenbar hätten beide deutsche Staaten nicht auf die Berufserfahrung des verwaltungsmäßig geschulten Personals verzichten wollen, heißt es in dem rund 150-seitigen Bericht.

Die direkte personelle Kontinuität vom nationalsozialistischen Reichsinnenministerium (RMI) zum westdeutschen Bundesinnenministerium war nach den Erkenntnissen der Forscher jedoch gering. Zwar habe der Anteil früherer RMI-Beschäftigter anfangs bei 23 Prozent gelegen, seit 1961 sei er jedoch unter der 10-Prozent-Schwelle geblieben.
Gleichzeitig seien im Bonner Ministerium aber auch einzelne Personen eingestellt worden, "die nach heutigem Verständnis als NS-Täter bezeichnet werden müssen". Auch zeigten sich nach 1945 "klare Hinweise auf fortbestehende antisemitische Grundhaltungen" sowie "Kontinuitäten bei der obrigkeitlichen Zensurpraxis".

(dpa)
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