Armeen arbeiten zusammen Hollands Fallschirmjäger verstärken Bundeswehr

Stadtallendorf · Die deutsche Bundeswehr bekommt niederländische Fallschirmjäger. Das wurde bei einem Kommandowechsel im hessischen Stadtallendorf bekannt. Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik wird ein Kampfverband der Niederlande in die deutschen Streitkräfte integriert: Die 11. Luftbewegliche Brigade (4500 Mann) wird Teil der neuen deutschen Division Schnelle Kräfte, die am 1. Januar 2014 in Stadtallendorf offiziell in Dienst gestellt wird.

 Brigadegeneral Volker Bescht (vorn) mit Soldaten im Manöver.

Brigadegeneral Volker Bescht (vorn) mit Soldaten im Manöver.

Foto: MIC

Die neue Truppe mit 8600 deutschen Soldaten umfasst auch alle Heeresflieger der Bundeswehr, die unter anderem mit dem neuen Kampfhubschrauber "Tiger" und dem Transporthubschrauber "NH-90" ausgestattet sind. Gemeinsam mit den Niederländern entsteht nun ein autarker, weltweit einsatzfähiger bi-nationaler Großverband mit Fallschirmjägern und Spezialkräften. Nur die USA und Großbritannien haben militärische Großverbände vergleichbarer Struktur.

Von der Zusammenarbeit profitieren beide Seiten: Die Niederländer können unter anderem deutsche Ausbildungseinrichtungen nutzen, die Bundeswehr erhält für ihre neue Division bislang nicht vorgesehene Unterstützungskräfte wie Pioniere und Flugabwehrtruppen.

Die Luftbewegliche Brigade ist in Schaarsbergen bei Arnheim und Assen bei Groningen stationiert. Bei der Übergabe von General Volker Bescht (62) an Reinhardt Zudrop (55) waren die Niederländer unter ihrem Kommandeur Nico Geerts bereits mit angetreten, über dem Appellplatz wehten erstmals die niederländische und die deutsche Flagge Seite an Seite.

Der ausscheidende Brigadegeneral Bescht führte auch den schnellen Eingreifverband der Bundeswehr, der speziell im Ausland in Gefahr geratene deutsche Staatsbürger retten soll. Bescht wurde von Generalleutnant Reinhard Kammerer als "Mister Luftlandetruppe" gelobt. "Evakuierungsoperationen sind hochsensibel und risikoreich", sagte Kammerer, als stellvertretender Inspekteur der zweithöchste Soldat des Heeres. Der Generalleutnant erinnerte daran, dass Beschts fliegendes Kommando im März 2011 während des Bürgerkriegs in Libyen 262 Menschen in Sicherheit brachte, davon 125 Deutsche. Speziell die Flüge nach Nafura ins Landesinnere galten als kritisch, weil man nicht sicher war, wie Muammar al Gaddafis Luftwaffe oder bewaffnete Gruppen am Flughafen reagieren würden. Doch kein Schuss fiel, alles lief glatt.

Bescht, in Bad Bevensen bei Lüneburg geboren, war für diesen kniffligen Einsatz genau der Richtige: Der Vater dreier Kinder sitzt nicht gern am Schreibtisch, sondern teilt lieber mit seinen Soldaten Entbehrungen und Gefahren — wie 2006 im Kongo, wo Beschts Truppe die Wahlen abzusichern half. Kammerer berichtete, dass Bescht zur Erprobung neuer Fallschirmsysteme einmal mit einem Trupp aus über vier Kilometern Höhe über der Zugspitze abgesprungen und punktgenau oben auf Deutschlands höchstem Berg gelandet sei.

Mehr als 2500 Mal ist Bescht in seiner fast 42-jährigen Dienstzeit am Fallschirm zu Boden gependelt. Zum Abschied sprang der General jetzt noch einmal aus einem Hubschrauber und landete unter Beifall exakt vor den Gästen. Das sei eine Premiere gewesen, sagte Bescht anschließend. Denn erstmals habe er dabei den großen Dienstanzug angehabt — "mit Krawatte".

(RP/felt)
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