Äußerungen zum Holocaust-Mahnmal Björn Höcke provoziert mit falschem Pathos

Düsseldorf · Er ist der wohl bekannteste Populist der Republik: Mit seinen provokanten Parolen rückt sich der Thüringer AfD-Chef Björn Höcke immer wieder ins rechte Licht.

 AfD-Mann Höcke (Archivbild): Bezeichnete sich am Dienstag selbst als unbequemen Redner

AfD-Mann Höcke (Archivbild): Bezeichnete sich am Dienstag selbst als unbequemen Redner

Foto: ap, JM

Mittlerweile geht er in seinen Reden so weit, dass nicht nur Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) ihm vorwirft, er spreche die Originalsprache der SA der 20er Jahre. Auch parteiintern halten ihn viele Kollegen rund um AfD-Chefin Frauke Petry für nicht mehr tragbar.

Höcke hatte auf einer Veranstaltung der Jungen Alternative am Dienstagabend in Dresden den Schuldkomplex der Deutschen nach dem Zweiten Weltkrieg angeprangert: "Wir Deutschen, also unser Volk, sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat", sagte er mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal in Berlin. Dafür wurde er massiv kritisiert.

Einer der wenigen Verbündeten Höckes ist Co-Vorsitzender Alexander Gauland, der ihn immer wieder verteidigt und jüngst bedauerte, dass Höcke nicht für die Bundestagswahl kandidieren wird. Er will in Thüringen bleiben und sich auf die Landtagswahl 2019 konzentrieren.

Kontakte zu Vertretern der neuen Rechten

Aufgewachsen in Neuwied am Rhein, lebt Höcke mit Ehefrau und vier Kindern auf dem Land in Bornhagen, an der Grenze zwischen Thüringen und Hessen. Er gilt als einer der Köpfe der Ost-AfD. Mit Sachsen-Anhalts AfD-Chef Andre Poggenburg initiierte er den "Flügel", um die Partei stramm konservativ zu trimmen. Er pflegt Kontakte zu Vertretern der neuen Rechten wie dem Verleger und Pegida-Redner Götz Kubitschek.

Außerdem werden ihm Verbindungen zur vom Verfassungsschutz beobachteten Identitären Bewegung und Ex-NPD-Funktionären nachgesagt. Nach seiner rassentheoretischen Rede zum "lebensbejahenden afrikanischen Ausbreitungstyp" und einer Anzeige wegen Volksverhetzung geriet er selbst schon ins Visier der Staatsanwaltschaft.

Mit patriotischem Pathos redet Höcke sich oft in Ekstase; spricht in scharfem Ton vom "geliebten Vaterland", schwadroniert über das 1000-jährige Reich und die "dämliche Bewältigungspolitik". In Dresden hetzte er gar gegen Politiker, die nicht mal ein Studium abgeschlossen oder einen Beruf hätten.

Er selbst hat sein Jurastudium in Bonn nach zwei Semestern abgebrochen; studierte dann Sport und Geschichte auf Lehramt. Als Oberstudienrat ist er seit seinen AfD-Aktivitäten beurlaubt.

(jra)
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