Medien-Schelte Horst Seehofer verzeiht Claus Kleber

München · CSU-Chef Horst Seehofer hat es nicht leicht derzeit. Seitdem die Verandtschaftsaffäre in der CSU Schlagzeilen macht, tut er sich schwer mit dem Wahlkampf in Bayern. Dass dann auch noch Claus Kleber im heute-journal die Wahrheit verdrehte, ließ ihn hochgehen wie ein HB-Männchen. Der ZDF-Moderator entschuldigte sich umgehend.

Parteikonvent der CSU 2013 - Im Schatten der Amigo-Affäre
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Die Medien sind mit Seehofer und der CSU in der Vetternwirtschafts-Affäre nicht eben sanft umgegangen. Der CSU-Vorsitzende geht zum Gegenangriff über. Der bayerische Ministerpräsident wirft dem ZDF und anderen Medien falsche und schlampige Berichterstattung vor.

"Wie wenn man auf der Treibjagd ist, und die Bluthunde wittern eine Blutspur. Da wird nicht mehr links und rechts geschaut, das ist schlimm." Er werde ab jetzt mit aller Konsequenz gegen solche Vorfälle vorgehen. "Wir lassen nicht mit uns Schlitten fahren", ließ Seehofer am Montag wissen.

"Aufgrund welcher Recherche?"

Anlass der Kritik war unter anderem der Bericht des ZDF-"heute journals" vom 3. Mai. Darin ging es um Seehofers Nominierung als CSU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl. Die Redaktion hatte gemeldet, FC-Bayern-Präsident Uli Hoeneß sei aus einem CSU-Werbefilm herausgeschnitten worden - was laut CSU nicht stimmte.

Generalsekekretär Alexander Dobrindt reagierte umgehend und verfasste einen geharnischten Brief an ZDF-Intendant Thomas Bellut. "Aufgrund welcher Recherche kam der Moderator zu der Behauptung, es seien Szenen aus Videos herausgeschnitten worden? ", zitiert der Branchendienst meedia.de aus dem Schreiben. Ob denn dem ZDF das zwischenzeitlich veröffentlichte Dementi der CSU nicht bekannt gewesen sei?

Zudem monierte Dobrindt, der Sender habe in dem Beitrag beim Interview mit einem Event-Manager getrickst und beim Zuschauer den Eindruck entstehen lassen, die abschätzige Expertenmeinung sei nach der CSU-Veranstaltung eingeholt worden. Das Interview wurde jedoch noch vor Beginn geführt.

Kleber kleinlaut

Das Dementi der CSU zu den angeblich herausgeschnittenen Hoeneß-Passagen im Werbeclip hatte das heute-journal tatsächlich nicht eingeholt, wie Kleber später einräumte. Der Moderator erklärte dazu in einer Stellungnahme des Senders, das hätte "nicht passieren dürfen." Er habe voreilig die Berichterstattung mehrerer Medien übernommen. "Ich habe die Darstellung einiger Medien, nach der die CSU einen Video-Film in letzter Minute noch umarbeiten ließ, in meiner Moderation aufgegriffen und ungeprüft übernommen", so Kleber.

Seehofer nahm Klebers Entschuldigung auf seiner Facebook-Seite generös an und erklärte die Angelegenheit für erledigt. "Ich bin sehr froh, dass das ZDF gestern im heute-Journal seinen Fehler in der Berichterstattung über den CSU-Parteikonvent eingeräumt hat. Ich nehme die Entschuldigung an und gehe davon aus, dass es in Zukunft wieder eine faire Berichterstattung geben wird", schrieb Seehofer.

Dafür bekommt der bayerische Ministerpräsident aber nun Ärger mit dem Deutschen Journalistenverband. Der nämlich wandte sich am Dienstag mit einer öffentlichen Erklärung an den CSU-Chef und monierte dessen Journalistenschelte: "Das ist der offensichtliche Versuch, kritische Journalisten vor der bayerischen Landtagswahl einzuschüchtern und die Berichterstattung über fragwürdige Beschäftigungsverhältnisse von Verwandten bei CSU-Politikern zu beenden", kritisierte DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken. "Hier wird der Überbringer der schlechten Nachricht an den Pranger gestellt."

Der DJV-Vorsitzende wandte sich dagegen, dass der CSU-Politiker Fehler in der Berichterstattung einzelner Medien, die als solche erkannt und eingestanden worden seien, zum Anlass von Manipulationsvorwürfen nehme. Konken: "Ich empfehle den Journalistinnen und Journalisten, sich davon nicht beeindrucken zu lassen." Journalisten hätten auch in Wahlkampfzeiten die Aufgabe, zu recherchieren und kritisch zu berichten. "Wer darin Manipulation sieht, hat die Rolle der Medien im demokratischen Staat offenbar nicht verstanden."

(pst)
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