Wie der Chauffeur Margot Honecker sah "Immer verchromte Browning in der Tasche"

Hamburg (RPO). In DDR wollte sie die Jugend auf politischen Kurs bringen und wurde zu einer der meistgehassten Frauen: Margot Honecker. Nur selten ist in der Öffentlichkeit noch etwas von ihr zu vernehmen. Im Internet sind nun Erinnerungen ihres Fahrers zu lesen.

Ein Orden für Margot Honecker
8 Bilder

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Hamburg (RPO). In DDR wollte sie die Jugend auf politischen Kurs bringen und wurde zu einer der meistgehassten Frauen: Margot Honecker. Nur selten ist in der Öffentlichkeit noch etwas von ihr zu vernehmen. Im Internet sind nun Erinnerungen ihres Fahrers zu lesen.

Georg Melzer chauffierte die Frau des Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker 15 Jahre lang. Ende der 90er-Jahre starb er. Seine Erinnerungen an seine Dienstzeit aber sind erhalten geblieben. Sie sind jetzt auszugsweise bei "Spiegel Online" zu lesen.

"Sie konnte das Scheitern ihres Lebenswerkes nicht begreifen", erinnerte sich der Chauffeur. "In sich gekehrt und schweigsam erlebte ich sie nach dem Sturz ihres Mannes." Es ist das Bild einer Frau, die auch heute noch an den Erinnerungen festhält und überzeugt ist von jenem System, das vor mehr als 20 Jahren untergegangen ist.

Video vor DDR-Nationalflagge

Es ist über ein Jahr her, als von der ehemaligen DDR-Volksbildungsministerin ein Video im Internet auftauchte. Darin hält die heute 83-Jährige eine Rede vor der Nationalflagge der DDR und erklärt: "Alles das, was wir geschaffen haben in vierzig Jahren, das ist nicht wegzuleugnen."

Dass sie selbst aber im Gegensatz zur Bevölkerung sehr privilegiert gelebt hat, wird auch aus den Erinnerungen Melzers deutlich. "Ich habe sie nie in einem Geschäft, einer Kaufhalle zum Einkaufen gefahren. Dagegen wurde ich viele Male nach Wandlitz geschickt, um für ihre Tochter Sonja Speisen aus der Waldsiedlung zu besorgen."

Auch erinnert er sich daran, dass Honeckers Friseurin ihre Haarfarbe, die lila schimmerte, nur für sie bereit hielt. Oder dass sie Geschenke für die Enkel regelmäßig aus dem Ausland einfliegen ließen.

Immer eine Pistole dabei

Doch nicht immer war der Chauffeur an ihrer Seite. So soll die DDR-Ministerin oft allein mit ihrem weißen Wartburg durch die Waldsiedelung gefahren sein - versteckt unter enem bunten Kopftuch und einer Sonnenbrille, in ihrer Handtasche trug sie "immer eine kleine verchromte Pistole, Marke Browning".

Auch habe sie ein gespaltenes Verhältnis zu den Frauen anderer Staatsoberhäupter gehabt. So soll sie besonders wütend auf die Frauen gewesen sein, die ihre Männer auf Staatsreisen begleiten. "Die liegen zu Hause auf der faulen Haut, sind nicht berufstätig, haben nichts zu tun und kosten den Staat viel Geld mit diesen Reisen", wird sie in dem Bericht zitiert.

Margot Honecker selbst erhält inzwischen eine Rente von 1500 Euro. Seit 1992 lebt sie in Chile, wo auch ihre Tochter Sonja lebt. Ihr Mann war ihr ein Jahr später aus dem Moskauer Exil nachgefolgt. Er starb im Mai 1994 an Krebs.

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