Umgang mit Flüchtlingen Ministerin Petra Köpping schämt sich für ihre Sachsen

Dresden · Die sächsische Integrationsministerin Petra Köpping (SPD) stellt ihren Landsleuten ein vernichtendes Zeugnis im Umgang mit Flüchtlingen aus: In der "Zeit" gab die Politikerin zu, dass sie sich mitunter schäme, wenn sie in der Flüchtlingsdebatte "verbiesterte Kommentare von Sachsen höre oder lese".

 Petra Köpping im sächsischen Landtag.

Petra Köpping im sächsischen Landtag.

Foto: Arno Burgi

Seit 2009 gehört die im thüringischen Nordhausen geborene Köpping dem sächsischen Landtag an und ist seit 2014 sächsische Staatsministerin für Gleichstellung und Integration. Vor allem als aktive Facebook-Nutzerin könne sie sich nach der Lektüre vieler der dort geschriebenen Äußerungen der Sachsen nur schütteln, sagte sie jetzt. Und: "Ich weiß nicht, woher die teils vulgäre, fremdenfeindliche und menschenverachtende Ausdrucksweise kommt."

In den ostdeutschen Bundesländern sind die Vorbehalte gegenüber Asylbewerbern vielerorts größer als im Rest der Republik. Einer im März veröffentlichten Bertelsmann-Studie zufolge glaubt fast jeder zweite Befragte in den neuen Bundesländern, dass Einwanderer in der Bevölkerung nicht willkommen sind. In Westdeutschland ist es nur ein Drittel.

Nach Angaben des MDR plädiert die sächsische CDU jetzt sogar für eine Wiedereinführung der Grenzkontrollen, um Flüchtlinge an der Einreise nach Deutschland zu hindern. Köpping beschreibt das Klima in ihrem Bundesland so: "In Sachsen erleben wir teilweise den blanken Hass." Der Vorwurf der 57-Jährigen an die eigenen Bürger ist zugleich ein Hilferuf, der abermals verdeutlicht, wie tief Fremdenfeindlichkeit in den Köpfen einiger Menschen noch verankert ist.

Köpping war unter anderem sieben Jahre Bürgermeisterin in der sächsischen Gemeinde Großpösna und weitere sieben Jahre Landrätin im Landkreis Leipziger Land. Politisch aktiv ist die Diplom-Staatsrechtlerin seit 20 Jahren. Köpping ist verheiratet und hat drei Kinder.

(RP)
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