Syrien-Rückkehrer Islamwissenschaftler will Kinder aus radikalen Familien holen

Osnabrück/Düsseldorf · Ein Islam-Experte spricht sich dafür aus, radikale Rückkehrerfamilien aus Syrien zu prüfen. Ihre Kinder müssten zur Not in staatlichen Einrichtungen oder Pflegefamilien betreut werden.

 Anhänger des sogenannten Islamischen Staats im Irak. (Archiv)

Anhänger des sogenannten Islamischen Staats im Irak. (Archiv)

Foto: AP

"Wenn Rückkehrer an der gewaltverherrlichenden Ideologie des sogenannten Islamischen Staates festhalten, dann könnten Inobhutnahme der Kinder und Sorgerechtsentzug durchaus die richtige Maßnahme sein", sagte der Islamwissenschaftler Michael Kiefer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dieses Vorgehen empfiehlt Kiefer auch für Familien, die sich in Deutschland radikalisiert haben. Jugendämter und Familiengerichte hätten durch den im Sozialgesetzbuch verankerten "Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung" die gesetzlichen Möglichkeiten dazu, erklärte Kiefer, der am Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück doziert.

Kiefer betonte, die Kinder könnten großen Schaden nehmen, wenn sie in einer salafistisch-dschihadistischen Familie aufwüchsen. Solche Familie schotteten sich häufig von der Gesellschaft ab. Es sei in jedem Fall ratsam, mit den Familien in Kontakt zu treten, um sie zu einer Zusammenarbeit zu bewegen. Nur so könne man prüfen, ob das Kindeswohl tatsächlich gefährdet sei. Insbesondere die oft jungen Mütter müsse man miteinbeziehen. Erst wenn all diese Versuche scheiterten, könne eine Inobhutnahme der letzte Ausweg sein, sagte Kiefer dem epd. Das müsse zudem nicht heißen, dass das Kind dauerhaft in eine Einrichtung oder Pflegefamilie komme.

Kiefer wirkt auch mit beim nordrhein-westfälischen Präventionsprogramm "Wegweiser" mit, das den Einstieg junger Menschen in den gewaltbereiten Salafismus verhindern soll. Im Oktober hatte Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen vor einer neuen Generation von Dschihadisten gewarnt, die als minderjährige Rückkehrer aus Syrien und dem Irak nach Deutschland kommen könnten.

(oko)
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