IW-Studie Immer mehr Mütter nehmen Elternzeit

Berlin · Vor zehn Jahren wurde das Elterngeld eingeführt. Seitdem scheint es für viele Mütter attraktiver geworden zu sein, auch in Elternzeit zu gehen. Arbeitgeber und Gewerkschaften loben fast unisono - und sehen doch Probleme.

 Frau mit Baby im Büro (Symbolbild).

Frau mit Baby im Büro (Symbolbild).

Foto: dpa, Tim Brakemeier

Immer mehr Mütter nehmen Elternzeit - und kehren danach früher in den Job zurück. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln), die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Während demnach im Jahr 2006 rund 27 Prozent der Mütter zwischen Geburt und erstem Geburtstag ihres Kindes in Elternzeit waren, verdoppelte sich der Anteil auf knapp 60 Prozent aller Mütter im Jahr 2014. Im zweiten Lebensjahr des Kindes - also zwischen erstem und zweitem Geburtstag - waren hingegen mehr Mütter berufstätig: Es arbeiteten rund 43 statt zuvor 35 Prozent. Auch im dritten Lebensjahr nahm der Anteil berufstätiger Mütter zu.

Vor zehn Jahren, zum 1. Januar 2007, war das Elterngeld eingeführt worden. Das IW wies jedoch darauf hin, dass nicht abschließend geklärt werden kann, ob die staatliche Leistung für die Entwicklung verantwortlich ist. Dennoch lasse sich sagen, "dass Mütter heute deutlich früher wieder in den Arbeitsmarkt zurückkehren".

Arbeitgeber und Gewerkschaften begrüßten die Zahlen gleichermaßen. Der Arbeitgeberverband BDA verwies jedoch darauf, dass es für Unternehmen schwieriger geworden sei, für Mütter geeignete Vertretungen zu finden, wenn sie nach der Geburt kürzer aussetzten.

"Gerade für kleinere Firmen können sich so personelle Engpässe ergeben", sagte ein Sprecher. Befristete Arbeitsverträge und Minijobs dürften zum Ausgleich dessen nicht "diffamiert werden".

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) meinte hingegen, Mütter und Väter hätten weiterhin Schwierigkeiten, ihren Wünschen entsprechend in den Job zurückzukehren. Aus der Rechtsberatung der Gewerkschaften seien viele Fälle bekannt, in denen Arbeitgeber die Rückkehr von Müttern in Teil- oder später Vollzeit zu verzögern versuchten.

"Flexibilität im Sinne der Beschäftigten" werde vielerorts vermisst. Die Arbeitgeber seien dafür verantwortlich, flexible Lösungen zu schaffen - und etwa von einer "Präsenzkultur" im Job abzurücken.

Die Studie des IW zeigt weiterhin, dass trotz Elterngelds rund 30 Prozent aller Mütter von Kleinkindern unter vier Jahren gar nicht erwerbstätig sind (Zahlen von 2014). Diese Zahl bezeichnete der Arbeitgebersprecher als "eindeutig zu hoch". Den Grund dafür sah er in falschen Anreizen bei Steuern und Sozialabgaben. Etwa die beitragsfreie Mitversicherung von Partnern in der Krankenkasse und das Ehegatten-Splitting begünstigten Alleinverdiener-Familien.

(th/dpa)
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