Porträt Das ist Jens Spahn
Er eckt an und provoziert, dies aber kalkuliert: Der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn ist heute Unionsfraktionsvize. Wir stellen den CDU-Politiker vor.
Spahn steht für die neue Generation der CDU. Der Westfale steht für eine konservative Ausrichtung der Partei. Im Gesundheitsressort übernimmt er große Baustellen wie den Fachkräftemangel in der Pflege, Querelen bei der Pflegeausbildung oder das Überangebot an teils qualitativ schlechten Krankenhäusern. Aber er ist mit dem Gesundheitswesen und seinen Akteuren bestens vertraut. Das unterscheidet ihn von seinem Vorgänger Hermann Gröhe in dessen Anfangszeit.
Bevor er 2015 Staatssekretär im Finanzministerium wurde, kümmerte er sich zehn Jahre lang um die Gesundheitspolitik der Unionsfraktion, sechs Jahre davon als gesundheitspolitischer Sprecher.
Seit dem Jahr 2012 ist er Mitglied des Bundesvorstandes der CDU und seit 2014 Mitglied des CDU-Präsidiums.
Als 22-Jähriger zog Spahn 2002 in den Bundestag ein. Einigermaßen spektakuläre Einlassungen und Vorstöße mit Überraschungseffekt gehören zu Spahns Karriere seit Jahren dazu. Als 2008 die damalige große Koalition eine Rentenerhöhung beschlossen hatte, wertete der Jungpolitiker das als "Wahlgeschenk an die Rentner" und löste eine Empörungswelle aus. Ob er ein Verbot von Schönheitsoperationen bei Jugendlichen forderte oder die Trennung in gesetzliche und private Krankenversicherung als "nicht mehr zeitgemäß" kritisierte - Aufmerksamkeit war ihm gewiss.
Persönlich ist der 1,92 Meter große Mann mit modischer Brille gewinnend, freundlich. Mühe, sein Selbstbewusstsein zu verbergen, gibt er sich wenig.
Immer wieder ist er mit Schwulenfeindlichkeit konfrontiert. Wenige Tage vor Weihnachten 2017 heiratete er seinen Lebenspartner, den Journalisten Daniel Funke. "Falls mein Freund und ich mal Kinder adoptieren sollten, dann wäre mein Vater der glücklichste Opa der Welt", sagte er in einem Interview. Spahn ist bekennender Katholik - für ihn kein Widerspruch zu seiner Ehe mit seinem Lebenspartner.
Geboren wurde Spahn 1980 in Ahaus. Verwurzelt ist er im Münsterland, wo er Abitur machte, einem Kreisverband der Jungen Union vorsaß und zehn Jahre Mitglied in einem Stadtrat war.
Ein bisschen Gegenwind bekam der gelernte Bankkaufmann 2017 wegen seiner Beteiligung an einem Startup, das günstige Bearbeitungen von Steuererklärungen im Internet anbietet. SPD und Grüne warfen ihm einen Interessenkonflikt vor, weil er als Finanzstaatssekretär für solche Firmen zuständig sei und einen staatlichen Zuschuss erhalten habe. Spahn wollte die Anteile an der Firma verkaufen und den Zuschuss zurückzahlen.
Kurz vor seiner Ernennung zum Bundesgesundheitsminister hagelte es im März 2018 gewaltig Kritik. Der Grund: Er hatte in einem Interview den deutschen Sozialstaat mit den Worten verteidigt, dass auch ohne Tafeln niemand in Deutschland verhungern müsse. Mit Hartz IV habe "jeder das, was er zum Leben braucht". "Hartz IV bedeutet nicht Armut, sondern ist die Antwort unserer Solidargemeinschaft auf Armut", so Spahn.
Jens Spahn ist im Jahr 2024 Unionsfraktionsvize und polarisiert noch immer mit seinen Aussagen, etwa der, dass für Bürgergeldstreichungen für Arbeitsverweigerer eben die Verfassung geändert werden müsse.
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