SPD-Parteitag Die Unbekannte - Katarina Barley wird Gabriels Generalin

Berlin · In der Bundespolitik kennt sie bisher keiner. Katarina Barley ist die neue SPD-Generalsekretärin mit einer übergroßen Aufgabe. Sie muss nun die verunsicherte Basis und einen angeschlagenen Parteichef zufriedenstellen.

 Katarina Barley ist die neue Generalsekretärin der SPD. Sie muss mit ihrem neuen Chef Sigmar Gabriel den Wahlkampf für die Bundestagswahl 2017 vorbereiten.

Katarina Barley ist die neue Generalsekretärin der SPD. Sie muss mit ihrem neuen Chef Sigmar Gabriel den Wahlkampf für die Bundestagswahl 2017 vorbereiten.

Foto: dpa, nie htf

Es gibt leichtere Aufgaben, als unter einem Chef namens Sigmar Gabriel zu arbeiten. Und noch dazu einen Bundestagswahlkampf vorzubereiten, bei dem die Aussichten für die eigene Partei bislang nicht allzu rosig sind - und das ohne jede Erfahrung als politische Managerin.

Katarina Barley will es trotzdem machen. Ihr Start als neue SPD-Generalsekretärin gelang schon mal: 93 Prozent der Stimmen erreichte die 47-Jährige am Freitag bei ihrer Wahl beim Parteitag in Berlin. Und damit fast 20 Punkte mehr als ihr künftiger Chef. Gabriel wurde mit 74,3 Prozent abgestraft.

Barley steht im Willy-Brandt-Haus vor einer übergroßen Aufgabe: Die Klatsche für Gabriel wird die Partei und ihre neue Generalin eine Weile beschäftigen. Barley muss nun eine Strategie für den Bundestagswahlkampf entwickeln und mit dafür sorgen, dass die Partei aus dem 25-Prozent-Tal herauskommt. Und: Sie muss die verunsicherte Basis beglücken und nebenbei einen angeschlagenen Parteichef zufriedenstellen, der ohnehin nicht gerade für bedingungslosen Willen zur Teamarbeit bekannt ist.

Barleys Vorgängerin, Yasmin Fahimi, hatte genau damit immer mal wieder Schwierigkeiten - und verließ die SPD-Zentrale am Ende einigermaßen überstürzt. Barley selbst meint, dass sie mit Gabriel ganz gut auskommen wird. "Ich kenne ihn nicht erst seit gestern", sagt sie. "Ich habe da überhaupt keine Bedenken."

Barley ist eine Frau der leisen Töne, höflich, ruhig, unaufgeregt, unaufdringlich. So präsentierte sie sich auch bei ihrer Bewerbungsrede auf dem Parteitag. Nur als die Tochter eines Briten erklärte, sie sei eine "glühende Europäerin", wurde sie leidenschaftlich.

Barley redet bedacht, kommt ausgeglichen und kontrolliert daher, aber nicht steif. Vom althergebrachten Rollenverständnis - der Generalsekretär als Wadenbeißer und Krawallmacher in ständiger Angriffsposition - hält sie nichts. "Die Menschen wollen heute kein ritualhaftes Draufhauen, was mit einem General verbunden wird", sagt sie.

An politischer Attacke wird die Mutter von zwei Söhnen (12 und 19 Jahre) nicht vorbeikommen. Aber laute Poltereien sind von ihr eher nicht zu erwarten. Sie ist nicht die Frau fürs Grobe. Das wusste auch Gabriel, als er Barley fragte, ob sie den Job übernehmen will.

An der Aussprache ihres Namens hapert es bei Gabriel noch. Als er Barley Anfang November öffentlich vorstellte, präsentierte er sie als "Ka-ritta Bar-lei". Das klang etwas schief und reichlich deutsch. Ihr Nachname wird wegen ihrer Herkunft englisch ausgesprochen. Gabriel hat noch Zeit, daran zu feilen.

Barley hat erst Karriere als Juristin gemacht, bevor sie in die Politik einstieg: Sie begann als Anwältin in einer Hamburger Kanzlei, war später unter anderem wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bundesverfassungsgericht und Richterin in Rheinland-Pfalz. Danach wurde sie Referentin im Justizministerium in Mainz.

In die SPD trat Barley schon 1994 ein, lange war sie aber nur in Rheinland-Pfalz politisch aktiv. In der Bundespolitik trat Barley bislang kaum in Erscheinung. Sie sitzt erst seit 2013 im Bundestag, war bislang Justiziarin der SPD-Fraktion.

(lsa/dpa)
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