Sprecherin der Bewegung in Dresden Kathrin Oertel — diese Frau gibt "Pegida" ein Gesicht

Dresden · Bei der "Pegida"-Demonstration in Dresden sticht seit Kurzem eine Person heraus: Kathrin Oertel. Sie ist die einzige Frau im Organisationsteam der Anti-Islam-Bewegung. Am vergangenen Montag sprach nicht Initiator Lutz Bachmann, sondern sie zu der Menschenmenge. Im Gegensatz zu den meisten anderen Pegida-Organisatoren gibt Oertel sogar Interviews – wenn auch sehr ausgewählt und selten.

Das sind die Köpfe der "Pegida"-Bewegung
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Foto: dpa

Bei der "Pegida"-Demonstration in Dresden sticht seit Kurzem eine Person heraus: Kathrin Oertel. Sie ist die einzige Frau im Organisationsteam der Anti-Islam-Bewegung. Am vergangenen Montag sprach nicht Initiator Lutz Bachmann, sondern sie zu der Menschenmenge. Im Gegensatz zu den meisten anderen Pegida-Organisatoren gibt Oertel sogar Interviews — wenn auch sehr ausgewählt und selten.

Ein kleiner Lautsprecher-Wagen steht auf der "Cocker-Wiese" in Dresden, auf der sich die "Pegida"-Anhänger versammelt haben. Dort, leicht erhöht, sprechen die Organisatoren der Anti-Islam-Bewegung zu den Menschen, die gekommen sind. Die erste Rednerin ist diesmal eine Frau: Kathrin Oertel.

Sie spricht die Neujahrsansprache der Kanzlerin an, in der Angela Merkel die Deutschen aufgefordert hatte, den "Pegida"-Organisatoren nicht zu folgen. Sie sagt, der "Umgang mit uns" schlage bei ihr langsam in Wut um — und bekommt johlende Zustimmung. Sie fühle sich in ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung beschränkt. "Es gibt meiner Ansicht nach wieder politische Verfolgung in unserem Land", wettert Oertel.

Sprecherin, Schatzmeisterin und Wirtschaftsberaterin

Die Frau mit den langen blonden Haaren und den nachgemalten Augenbrauen hebt während ihrer Rede nur gelegentlich den Kopf, liest die sorgsam gewählten Worte ab. Sie spricht von einer "Asylindustrie"und lädt Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) ein. "Solange es auch nur einem Dresdner Bürger schlechter geht als jedem Zuzügler aus dem Ausland, so lange hat sich die Dresdner Politik um Dresdner Bürger zu bemühen", sagt sie.

Dass Oertel statt Bachmann spricht, könnte mit ihrer neuen Rolle innerhalb der Bewegung zu tun haben, denn die 36-Jährige fungiert neuerdings als "Pegida"-Sprecherin. Im inzwischen gegründeten "Pegida"-Verein soll sie zudem die Schatzmeisterin sein. Laut "Bild"-Zeitung ist sie Wirtschaftsberaterin. Und sie soll wie Lutz Bachmann in Coswig bei Dresden zur Schule gegangen sein und noch dort wohnen, schreibt Spiegel Online.

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Auf ihrer Facebook-Seite gab es am Mittwochmittag lediglich zwei Beiträge, die sich ausschließlich mit "Pegida" beschäftigten. Auch das Wort "Gutmenschen" fällt dabei. Ihr gefallen Seiten wie "Nato Austritt", "Mut zur Wahrheit" und "Gegen Asylbetrug und Überfremdung" — und Roland Kaiser. Viel mehr ist über Kathrin Oertel nicht bekannt. Allerdings gibt es bei ihr einen Unterschied zu den meisten anderen Organisatoren der Bewegung.

Zweifel an Statistiken

"Pegida" lehnt Interviews mit den etablierten Medien in der Regel ab. Die Bewegung beschimpft sie gerne als "Lügenpresse". Oertel aber spricht mit Journalisten, wenngleich längst nicht allen. Spiegel Online blitzte in Dresden ab, wie das Portal schreibt. Auch das "Handelsblatt" berichtet, dass es in der Warteschleife landete. Die "Freie Presse" aus Chemnitz berichtet zudem, dass sich "Pegida" am Dienstag erstmals mit einer Pressemitteilung direkt an die Medien gewandt habe und darunter auch Oertels Handy-Nummer vermerkt war. Doch beim Anruf sei lediglich das Freizeichen oder die Mailbox zu hören gewesen.

Pegida in der Bonner Innenstadt
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Dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) allerdings gab sie ein Interview, auch wenn sie den Sender danach beschimpfte. Die Sendung "Sachsen Spiegel" ließ sie und Mit-Organisator René Jahn zu Wort kommen. Die gestellten Fragen wurden eingeblendet, die beiden konnten frei antworten. Gegen- oder Nachfragen wurden nicht gestellt, wie es sonst in Interviews üblich ist. Oertel sprach darüber, dass es in Süd-Frankreich inzwischen mehr Moscheen als Kirchen gebe. Dass das Grundproblem im Asylverfahren liege, weil das einfach alles viel zu lange dauere. Und ließ wissen, sie bestreite nicht, dass "wir auf diese Fachkräfte angewiesen sind", aber bezweifle, dass ein Großteil derjenigen, die Asyl beantragten, Fachkräfte seien.

Auch der "Süddeutschen Zeitung" hatte sie im Dezember ein Statement gegeben. Damals ging es um die geringe Zahl von Muslimen in Dresden. Die 36-Jährige konterte: "Die Statistiken sind doch alle auf Deutsch gesagt um die Ecke, das sind keine aktuellen Zahlen, und da fehlen die ganz vielen, die illegal in diesem Land sind. Das können wir natürlich nur mutmaßen, ich will da auch keine Zahlen nennen. Es ist so, wir können das nicht belegen, und wir sagen einfach, dass es eine Dunkelziffer gibt, die erheblich ist."

Und dann fügt sie noch hinzu: "Es wird immer suggeriert, dass von den Leuten, die hierherkommen, keine höhere Kriminalität ausgeht. Das trifft einfach nicht zu. Die Statistiken werden immer genau so hingestellt, wie man sie gerne haben möchte."

(das)
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