Berliner tritt zurück Wowereits letzter Arbeitstag als Regierender Bürgermeister

Berlin · Eine seiner letzten Amtshandlungen wird Klaus Wowereit (SPD) als Regierender Bürgermeister Berlins am Donnerstag im Abgeordnetenhaus vollbringen. Den Senatskollegen steht es zu, ihre Entlassungsurkunden vom scheidenden Regierungschef zu erhalten. Danach muss Wowereit nur noch seinen Schreibtisch im Amtszimmer des Roten Rathauses räumen. Dann ist Schluss.

Klaus Wowereit: Schwule und Lesben verabschieden Wowi aus dem Rathaus
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Schwule und Lesben verabschieden Klaus Wowereit aus dem Rathaus

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Nach 13 Jahren endet damit eine Ära, eine für Berlin wechselhafte Zeit unter Wowereit. Die deutsche Hauptstadt hat der 61-Jährige beeinflusst, sie in Teilen völlig neu geprägt. In die Chroniken der Stadt, die einst von überstrahlenden Persönlichkeiten wie Ernst Reuter, Willy Brandt und Richard von Weizsäcker regiert wurde, wird Wowereit eingehen als der Regierungschef, der Berlin nach der Wiedervereinigung zu internationaler Berühmtheit und zumindest für den Tourismus und die Kreativwirtschaft zu weltweiter Bedeutung verholfen hat.

Intern galt Wowereit als Kenner der Aktenlage, als akribisch und fleißig. Der Charismatiker sei im Politischen besonders detailversessen gewesen, heißt es im Roten Rathaus. Wowereit sorgte für solide Finanzen in der Hauptstadt und war zweifellos fähig, auch Menschen mit unterschiedlichen Meinungen an einen Tisch zu bringen, um wichtige Projekte anzuschieben.

Klaus Wowereit - seine besten Sprüche rund um seinem Rücktritt.
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Wowereits Zitate zu seinem Rücktritt

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Gleichzeitig pflegte Wowereit aber über die Jahre auch ein Image als Partylöwe. Er wurde dabei fotografiert, wie er Champagner aus Highheels schlürfte und er zeigte bei Festen und Events eine für den Amtsstatus ungewöhnliche Ausdauer. Berühmt ist sein Outing beim SPD-Sonderparteitag 2001 im Vorfeld seiner Wahl, als Wowereit ausrief: "Ich bin schwul — und das ist auch gut so." Berlin dankte es seinem "Wowi" mit stets hohen persönlichen Sympathiewerten, trotz seines zweiten berühmten Satzes "Berlin ist arm aber sexy" und trotz zuletzt immer lauter werdender Kritik.

Wowereit, so schien es, verlor bei einigen Themen zunehmend den Durchgriff: Sozialer Wohnungsbau, Arbeitslosigkeit, überbordende Verwaltung, schlechtes Verkehrsmanagement, geringer Industrieanteil der Wirtschaft. Und natürlich schadete das Desaster rund um den vermurksten Flughafen BER Wowereit so stark, dass es ihm nun ein frühzeitiges Ende seiner Berliner Regentschaft beschert hat.

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Foto: Screenshot: Twitter.com / spektrallinie

Unterdessen nutzt Wowereit mit seinem Abgang die wohl letzte Chance, freiwillig zu gehen. Die Berliner SPD hatte den Druck erhöht, um rechtzeitig die Nachfolge des Regierenden regeln zu können, bevor 2016 wieder eine Wahl des Abgeordnetenhauses ansteht.

Dennoch: Klaus Wowereit wird den Berlinern in zumeist guter Erinnerung bleiben. Und sein Nachfolger Michael Müller (SPD), bisher Stadtentwicklungssenator, dürfte es schwer haben, die heute entstehende Lücke zu füllen.

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