Gastgeber Kardinal Meisner Kölsch oder Weizen - Was trinkt der Papst?

Köln (rpo). Während des Kirchentages kommt auf Kardinal Joachim Meisner eine ganz besondere Aufgabe zu: Im Haus Kardinal-Frings-Straße 10 darf er den Papst als Gastgeber beherbergen und bewirten. Dabei will er die Kirche aber sprichwörtlich im Dorf lassen. Eine Espressomaschine wurde dann aber doch angeschafft. Um die Wahl des Bieres muss sich Meisner hingegen gar keine Sorgen machen.

Papst Benedikt XVI. empfängt Staatsgäste
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Papst Benedikt XVI. empfängt Staatsgäste

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Köln-Innenstadt, Kardinal-Frings-Straße 10. Vor der roten Backsteinwand ist der Rasen geschnitten, die Blumen blühen, an weißen Masten wehen Fahnen mit dem Logo des Weltjugendtages. Auf der obersten der drei Klingeln, rechts neben dem vier Meter breiten Gittertor, steht "Meisner (privat)". Ab Donnerstag wohnt dort, in dem architektonisch schlichten Haus hinter dem Innenhof mit seinem großen hohen Brunnen, Papst Benedikt XVI.

Gastgeber Kardinal Joachim Meisner zeigt sich trotz aller in Köln spürbaren Anspannung gelassen. Zweifellos sei der WJT der Höhepunkt seines Wirkens als Priester und als Bischof. Aber der Weltjugendtag sei nicht sein Geschäft, sondern "ein Ereignis, das Gott initiiert hat". So überlasse er nun Gott "ganz und gar die Regie". Er könne, erzählt der Erzbischof, gut schlafen, obwohl er natürlich auch gespannt sei wie ein Kind am Vormittag des Heiligen Abend.

Als eine Bescherung ganz anderer Art empfand Meisner es im April, dass der damalige Präfekt der römischen Glaubenskongregation zum neuen Papst gewählt wurde. Unmittelbar danach tat sich der Kölner Erzbischof nach eigenem Bekunden noch sehr schwer, das neue Kirchenoberhaupt anzusprechen. "Ich habe 'Heiliger Vater' und 'Sie' gesagt, und er hat geantwortet: 'Bleib mal gescheit und sag Du zu mir.' Das ging dann auch ganz gut." Aber für Meisner bleibt der Papst trotzdem Papst: "Wenn ich ihn begrüße, mache ich den Kniefall, küsse den Ring. Abstand bringt die Dinge näher."

"Die Küche dort kocht für alle mit"

Abstand nehmen muss der 71-Jährige nun von den eigenen vier Wänden, denn Meisner zieht in das Gästezimmer des Erzbischöflichen Hauses. "Das Brevier nehme ich mit und die wichtigste Kleidung. Dann noch Talar, Mitra, Brustkreuz, Hirtenstab, Zahnbürste und Rasierapparat." Alles kein großer Aufwand, der Kardinal gibt sich bescheiden: "So viele Väter und Mütter müssen umziehen oder sich umstellen, wenn die Familie ein Kind bekommt." Und schließlich sei er in seiner Position seit vielen Jahren und durch unzählige Reisen das Umherziehen gewöhnt.

Auch bei der Bewirtung will der Kardinal die Kirche im Dorf lassen. Die Papst-Crew werde in seinem Haus und im angrenzenden Priesterseminar untergebracht. "Die Küche dort kocht für alle mit." Extra gemietet hat Meisner indes für den hohen Besuch eine italienische Espressomaschine. Und im Kühlschrank befindet sich "die halbe Wurstlandschaft Deutschlands". Die Spezialitäten aus Thüringen, von der Rhön und aus Hessen sind allesamt Geschenke, die der Kardinal in den vergangenen Wochen bei Reisen bekommen und für seine Gäste aufbewahrt hat. Kalt gestellt sind für den Papst aus Bayern aber weder Kölsch noch Weißbier, denn - so der Kardinal - "mit Alkoholika ist der Papst weniger zu erfreuen".

Trotzdem dürften die Gäste aus Rom so versorgt werden, dass es kaum Nahrung für eine neue Ente mit der Ente geben dürfte. Vor Jahren hatte - mitten im Sommerloch - ein Kölner Boulevardblatt darüber spekuliert, ob die im großen Garten an einem Teich lebenden Enten in der Erzbischöflichen Küche geendet sein könnten. Das stimmte nicht, die Tiere waren lediglich umgezogen. Längst hat eine neue Entenfamilie umgeben von alten Bäumen, Phönix-Palmen und Rhododendren ihr zuhause gefunden. In Meisners "grüner Oase" können sie nun auch Kontakt mit dem Papst aufnehmen - falls der denn im Rahmen seiner Kölner Tage ein paar ruhige Minuten zum Entspannen findet.

Doch entscheidend für Gast und Gastgeber ist die spirituelle, die geistliche Dimension des Weltjugendtages. Es passt zu Meisner, dass er sagt, dass der wesentlichste Teil seiner persönlichen Vorbereitung im Gebet bestanden habe. Auch viele andere habe er schon vor Jahren aufgerufen, für das Gelingen zu beten. Denn nur so könne der Raum entstehen, "in dem die Jugendlichen gemäß dem Wort des Weltjugendtages auf die Augenhöhe des Herrn gelangen, niederknien und ihn anbeten".

(afp)
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