Kolumne: Berliner Republik Was die K-Frage mit Weihnachten zu tun hat

Berlin · Die SPD will den Bürgern in Sachen Kanzlerkandidatur eine Weihnachtspause gönnen. Zeit, noch einmal gründlich über die Personalie nachzudenken.

Kolumne: Berliner Republik: Was die K-Frage mit Weihnachten zu tun hat
Foto: Quadbeck

Die K-Frage der SPD nimmt inzwischen komödiantische Züge an. Es vergeht kein Tag, an dem nicht ein SPD-Politiker ein Türchen des K-Fragen-Adventskalenders öffnet und eine originelle Aussage zum Verfahren trifft. Kürzlich erst verbreitete NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, dass sie zwar wisse, wer Kanzlerkandidat werden soll, dies aber nicht verrate. Gestern nun verfiel SPD-Vizechef Torsten Schäfer-Gümbel als Begründung für das Schweigen der SPD-Führung auf den raffinierten Hinweis, die Menschen interessierten sich derzeit "vorrangig" für Weihnachten.

Wenn man dieser Argumentation folgt, dürfte die SPD das Geheimnis um ihre K-Frage eigentlich erst kurz vor der Bundestagswahl lüften. Denn am 29. Januar, der Tag, an dem die K-Frage aufgelöst werden soll, interessieren sich die Bürger gemäß der Jahreszeit vorrangig für Ski-Urlaub und Karneval. Danach dürften die ersten Frühlingsboten und Ostern das Interesse an der K-Frage ausstechen. Und prompt steckt man anschließend im Sommerloch, in dem ja gerne Mücken zu Elefanten und nicht SPD-Politiker zu Kanzlerkandidaten gemacht werden. Dass kurz vor der Bundestagswahl dann doch Interesse daran vorhanden sein könnte, wer denn Kanzler würde, wenn man die SPD wählte, davon kann man ausgehen. Selbst wenn man, wie die SPD-Führung, das Volk nur für bedingt politisch interessiert hält.

Immerhin bietet die besinnliche Weihnachtspause genug Zeit, neu nachzudenken. Die Umfrage-Institute jedenfalls lassen auch im Weihnachtstrubel ihre Arbeit nicht ruhen. Im Gegenteil. Wer nicht gerade über den Weihnachtsmarkt bummelt, wird mit Anrufen traktiert. Dabei haben die Demoskopen schon Spannendes zutage gefördert. So besagt eine aktuelle Erhebung, dass der bisherige Europa-Politiker Martin Schulz im Vergleich zu SPD-Parteichef Sigmar Gabriel der beliebtere Kanzlerkandidat wäre.

Doch mit der Auswahl von Kanzlerkandidaten nach Umfrage-Ergebnissen hat die SPD denkbar schlechte Erfahrungen gemacht. Sowohl der heutige Außenminister Frank-Walter Steinmeier als auch Polit-Ruheständler Peer Steinbrück waren im Volk sehr beliebt, als sie für die SPD in den Bundestagswahlkampf starteten. Genutzt hat es wenig, wie nunmehr elf Jahre Merkel belegen.

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(qua)
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