Kolumne: Frauensache Die Mär von den weiblichen Superkräften

Kauft den Frauen nicht Blumen, sondern helft ihnen bei der Wäsche, raten die einen. Frauen sollten auf ihre angeborenen "Superkräfte" vertrauen, dann würde das Geld von ganz alleine kommen, sagen andere. Welche Aussagen!

Microsoft-Chef Sataya Nadella antwortete auf die Frage, welchen Rat er für Frauen habe, die sich nicht trauten, in ihrer Firma nach mehr Geld zu fragen: "Es geht nicht darum, nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Sondern darum, daran zu glauben, dass das System einem die richtige Gehaltserhöhung gibt." Frauen sollten auf ihre angeborenen "Superkräfte" vertrauen, dann würde das Geld von ganz alleine kommen. "Es ist wie gutes Karma. Du wirst dafür belohnt", sagte Nadella.

Der Rat für eine glückliche Ehe? Sheryl Sandberg, Geschäftsführerin des sozialen Netzwerks Facebook, hat ihn parat: "Die beste Art, mehr Sex zu haben, ist, der Frau bei der Wäsche zu helfen." Paare, die ihre Aufgaben teilen, seien glücklicher - und glückliche Menschen hätten eben mehr Sex. "Also kauft den Frauen nicht Blumen, sondern helft ihnen bei der Wäsche", erklärt Sandberg.

"Wenn ein Junge hinfiel, wurde er sofort getröstet. Wenn ein Mädchen hinfiel, wurde ihr gesagt, das sei doch nicht so schlimm - oder es wurde ein anderes Mädchen gerufen: 'Tröste mal deine Freundin'", sagt die Psychoanalytikerin und Unternehmensberaterin Susie Orbach über ihre Beobachtungen in Kindergärten. Mädchen bekämen beigebracht, dass es ihnen bessergehe, wenn sie anderen helfen. Deshalb fühlten sich Frauen sehr früh für alles Mögliche verantwortlich. Und was das Spielen mit Barbiepuppen angehe: Ihrer Tochter habe es nicht geschadet, "aber heute würde ich es wahrscheinlich nicht mehr erlauben", sagt Orbach.

Was für Statements! Aber nehmen wir die drei Menschen beim Wort und schauen uns die Konsequenzen an: Mädchen würden mit eckigen Holzklötzen spielen müssen, um früh zu lernen, dass das Leben für sie viele Ecken und Kanten bereithält. Die Klötze transportieren weder ein falsches Schönheitsideal, noch animieren sie zum Kümmern und Liebhaben. Später sitzen die Holzklotzmädchen dann in ihren Büros, arbeiten fleißig und hoffen darauf, dass das System - also Chefs wie Sataya Nadella - ihren Einsatz auch finanziell würdigen werden. Und während sie darauf warten, verströmen sie raumduftzerstäubergleich in den Firmenetagen ein gutes Karma. Nicht zuletzt, weil sie mit Meister Propper verheiratet sind, der sie glücklich macht, weil er den Müll rausbringt und die Wäsche aufhängt. Was für ein Frauenleben!

Microsoft-Chef Nadella hat sich übrigens für seine Aussage entschuldigt und sagt nun: "Wenn Sie denken, Sie verdienen eine Gehaltserhöhung, sollten Sie danach fragen." Na dann. Mögen die angeborenen weiblichen Superkräfte mit ihnen sein.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de.

(RP)
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