Frauensache Die Spielerfrau - einst Avantgarde, heute nur Klischee

In den 80er Jahren waren viele Frauen von Fußball-Profis vor allem eines: die Managerinnen ihrer Männer. Heute sind die toughen Verhandlerinnen den ins Rampenlicht drängenden Schönheiten gewichen.

Die Spielerfrau hat es nicht leicht. In einer Welt, in der Fußballer wie Popstars gefeiert und wie Konzernchefs bezahlt werden, ist sie das Fleisch gewordene Klischee der schönen, shopping-affinen, ins Rampenlicht drängenden Begleiterin - eben mehr schmückendes Beiwerk als Charakterdarstellerin. Mehmet Scholl wurde einmal gefragt, welchen Beruf er denn wählen würde, gäbe es ein nächstes Leben. Seine Antwort: "Spielerfrau bei Bayern München."

Tatsächlich ist das kein einfacher Job. Schwerer ist wohl nur der einer Spielerfrau bei Borussia Dortmund, wie der Shitstorm über Cathy Fischer zeigt. Die Freundin von Borussen-Spieler Mats Hummels versucht sich in Brasilien als Videokolumnistin - herausgekommen ist ein Potpourri klischeehaften Nonsense. So erfährt der Zuschauer, dass Fischer ihr Hotelzimmer mit einem elektronischen Türstopper gesichert hat, der ein "ganz lautes Signal" von sich gibt, wenn jemand ungebeten die Tür öffnet. Ach ja, und ihre Armbanduhr hat Cathy gar nicht mitgenommen, weil "wenn die Brasilianer etwas sehen, was ihnen gefällt, holen sie sich das einfach". Vielleicht haben wir ja Glück und den Brasilianern gefallen nicht nur Armbanduhren, sondern auch Cathy Fischer. . .

Geprägt haben den Begriff Spielerfrau allerdings nicht die Medienkarrieremädchen von heute, sondern die Ehefrauen von damals. Er stammt aus den Zeiten als Stefan Effenberg der Welt noch seinen Mittelfinger zeigte und Bernd Schuster meinte, das Wichtigste sei, dass die Menschen auf der Tribüne glücklich sind. Schuster, Effenberg und Co. wurden von ihren Frauen gemanagt. Martina Effenberg beispielsweise war bei Europas Clubmanagern wegen ihrer Feilschkünste gefürchtet. Über die Gespräche mit dem FC Bayern sagte ihr Mann Stefan: "Ich habe auf dem Sofa gelegen, während meine Frau verhandelt hat."

Bernd Schuster hatte den Beinamen Pantoffelheld, weil so offensichtlich war, wer in der Ehe das Trikot anhatte. Und über die Managerqualitäten der Gattin von Bodo Illgner hieß es: "Ihr Mann hält Fußbälle, sie die Hand auf." In Sachen Emanzipation war die Spielerfrau also Avantgarde: In den prüden westdeutschen 80ern, in denen die Ehefrau in der Regel für gebügelte Hemden und einen ordentlichen Sonntagsbraten zuständig war, machte sie "big business".

So gesehen können Spieler wie Hummels froh sein, dass sich ihre Freundinnen nur in Videokolumnen und nicht in Vertragssachen versuchen. Denn da wären sie wohl eher ein Türstopper als ein Türöffner.

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(RP)
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