Kolumne: Frauensache So nicht, liebe Frau Schwarzer!

Die "Emma"-Redaktion hält es für notwendig, in ihrer Läster-Rubrik "Liebe Kolleginnen" meinen Familienstand zu erwähnen. Das ist sippenhaft.

In der feministischen Zeitschrift "Emma" gibt es eine Rubrik, die typisch Mädchen ist. Sie heißt "Die lieben Kolleginnen" und listet auf, was Journalistinnen und Autorinnen in Zeitungen und auf Internetseiten über Alice Schwarzer schreiben. Diese Rubrik ist Petzen und Selbstbestätigung zugleich: Sie funktioniert also so ähnlich wie die Gespräche pubertierender 14-Jähriger in der 20-Minuten-Pause auf dem Schulhof: "Echt peinlich, was die und die gesagt hat"; "Ich schwöre, ich erzähl allen, was die und die gemacht hat".

Auch in der "Frauensache"-Kolumne ist hin und wieder der Name Alice Schwarzer gefallen, etwa als ich den Alice-Schwarzer-Feminismus mit der Bundeswehr verglichen habe - bei beiden will kaum noch jemand mitmachen, und beide haben ein Problem mit ihrem Frauenbild. Mit diesen Sätzen bin ich in der "Liebe Kolleginnen"-Rubrik gelandet (übrigens nicht das erste Mal). Allerdings werden bei mir - im Unterschied zu den anderen Journalistinnen, die dort zitiert sind - nicht nur Name und Publikation genannt, sondern auch mein Familienstand: "Ehefrau von FDP-Lindner".

Was will die "Emma"-Redaktion ihren Lesern damit sagen? Vorsicht, Dagmar Rosenfeld bekommt schon mit dem Kaffee am Frühstückstisch liberales Gedankengut eingeflößt? Warnhinweis, wo Rosenfeld draufsteht, steckt FDP-Lindner drin?

Es ist schon seltsam, dass ausgerechnet eine Zeitschrift, die sich seit Jahrzehnten für die Selbstbestimmung der Frau einsetzt, eine Kollegin auf das Ehefrausein reduziert, wenn diese Unliebsames schreibt. Das ist Sippenhaft.

Kann es vielleicht sein, liebe "Emma"-Redaktion, dass Ihr euch selbst nicht emanzipiert habt? Ich meine die Emanzipation von dem Schwarz-Weiß-Feminismus des vergangenen Jahrhunderts und Alice Schwarzers "Kleiner Unterschied"-Programmatik, in der sie Mann-Frau-Beziehungen qua Funktion in der Gesellschaft als Herrschaftsverhältnisse beschreibt - Frauen sind unterlegen, Männer überlegen. Sicherlich, es ist einfacher, das alte Spiel der Frau als Opfer eines allmächtigen Patriarchats fortzusetzen, als sich mit einer auch für den Feminismus immer komplexer werdenden gesellschaftlichen Wirklichkeit auseinanderzusetzen.

Wenn Ihr also, liebe Kolleginnen von der "Emma", es zum Zweck der Selbstvergewisserung braucht, hinter meinen Namen auch meinen Beziehungsstatus zu setzen, dann könnt ihr das weiterhin tun. Ich bin nämlich gerne die Ehefrau vom FDP-Lindner - frei in meinem Denken und Lieben.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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