Kolumne: Gott Und Die Welt Am Feiertag machen Deutsche am liebsten wenig

Kurz vor dem 3. Oktober haben Meinungsforscher die Deutschen befragt, wie wichtig ihnen der Nationalfeiertag ist. Ganz wichtig, behaupten die meisten. Nur richtig feiern wollen ihn die wenigsten.

Die Deutschen wappnen sich für den bevorstehenden Nationalfeiertag. Indem sie die deutsche Einheit immens wichtig finden und ansonsten das planen, wonach ihnen der freiheitliche Sinn steht. Zu dieser Überwindung aus unserer vormals selbstverschuldeten Unmündigkeit hat uns erst Immanuel Kant erzogen und dann das Grundgesetz dazu angehalten. Schließlich hat jeder das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder gar das Sittengesetz verstößt.

Dieses Freiheitsstreben belegt jetzt eine Umfrage, die wie immer repräsentativ ist und den Stempel der unbestechlichen Wahrheitssucher aus dem Hause Allensbach trägt. Die haben die Deutschen - also uns - befragt, wie wichtig wir den Nationalfeiertag nehmen. Nämlich enorm - in Ost (65,4 Prozent) wie in West (62,8). Ein Ergebnis, das selbst Angela Merkel im Jahre 2032 bei ihrer soundsovielten Wiederwahl kaum erreichen dürfte. Dann aber bröckelt's (nicht bei Merkel, sondern bei den feiertagsgestimmten Germanen). Die Frage, ob der 3. Oktober auch das Zusammengehörigkeitsgefühl stärke, wird nur noch von knapp der Hälfte bejaht. Und für nur 40 Prozent diene der Nationalfeiertag dazu, seinen Stolz auf das eigene Land zu zeigen. Für eine Abschaffung sind insgesamt sieben Prozent; und lediglich fünf Prozent fürchten, dass das nationale Erinnern unserer Wirtschaft schade. Was also tun an diesem Gedenktag? Eine TV-Ansprache des Bundespräsidenten ist darin der Spitzenreiter (48,6). Die lässt sich vom Sessel aus verfolgen, ist schnell vorbei und kann - wenn das Abendessen mittendrin serviert wird - auch abgeschaltet werden. Auch diese Freiheit nehmen wir uns, zumal Freiheit nach Worten des dann betroffenen Bundespräsidenten "in ihren verschiedenen Facetten als Glück empfunden werden" sollte. Und so geschieht es dann massenweise auch. Denn wie die Auguren weiterhin verraten, wollen die Deutschen nach dieser Beliebtheitsskala den 3. Oktober feiern: Sie werden erstens nichts Besonderes machen (64 Prozent), zweitens ausschlafen (29,1), drittens einen Ausflug mit der Familie unternehmen (19,6) und viertens im Haushalt arbeiten (13,5). Der Kirchgang ist abgeschlagen (3,9), noch abgeschlagener aber ist der Museumsbesuch mit 1,7 Prozent. Das ist tragisch, zumal der Auftraggeber der Studie das Bonner Haus der Geschichte ist. Und das eröffnet am 3. Oktober eine neue Ausstellung. Über deutsche Gedenktage.

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(RP)
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