Kolumne: Gott Und Die Welt Auch das noch: Die Außerirdischen kommen

"Arrival" heißt der Kinoschlager über die Bedrohung der Menschheit. Mit der Ankunft der Außerirdischen erscheint die Zukunft ungewiss. Im Gegensatz zur Ankunft des Herrn.

Natürlich ist dieser Tage wieder viel von Ankunft die Rede. Vor allem in seiner englischsprachigen Variante:"Arrival" lockt derzeit die Filmfrohen massenhaft vor die Großleinwände hierzulande.

Mit ihrer "Ankunft" scheinen die Außerirdischen des Films der Adventszeit alle Ehre zu machen. Natürlich ist das Science-Fiction mit dem dafür notwendigen Erregungspotenzial. Also muss von vornherein feststehen, dass es um eine mögliche Bedrohung geht. Um den Existenzkampf der gesamten Menschheit gar - und somit um eine Zukunft, die eben noch grenzenlos zu sein schien und plötzlich zumindest ungewiss ist und für uns alle endlich zu werden droht.

Wahrscheinlich ist die Platzierung des Kinofilms "Arrival" im christlichen Advent eher dem Zufall geschuldet. Vielleicht sogar die Zahl der zwölf Alien-Raumschiffe, die auf unseren Planeten kommen. Zwölf ist immerhin eine heilige Zahl, die sich unter anderem bei den zwölf Stämmen Israels wiederfindet wie auch bei den zwölf Aposteln.

Sollte das alles bloß ein Zufall sein, so ist es doch eine nützliche Begebenheit und auch Anlass, über die sehr unterschiedlichen Arten von Ankunft nachzudenken. Jene der Außerirdischen ist für das Schicksal der Menschheit ziemlich ungewiss. Und obwohl sie aus den unbegreiflichen Weiten des Universums zu uns kommen, verbinden wir keine Hoffnung mit ihrer Ankunft. Die Verwandlung des Außerirdischen zum Irdischen ist antivisionär.

Wie komplett anders ist dagegen jene Ankunft, die wir im Advent feiern. Sicher, auch sie haben wir inzwischen zu inszenieren gelernt. Und dass die Kerzen auf dem Kranz und die 24 Türchen im Adventskalender Erfindungen des 19. Jahrhunderts sind, ist sinnfällig. In der Zeit von umfassender Glaubens- und Kirchenkrise wurde damals eine Dramaturgie erfunden, diedie Menschen wie bei einem Countdown auf das Ereignis vorbereitet.

Die Ankunft des Herrn mit der Geburt Jesu - "adventus Domini" - schien etlichen Menschen offenbar nicht mehr faszinierend genug zu sein. Es brauchte offenbar ein geschmacksverstärkendes Brauchtum, die Ankunft ein wenig attraktiver zu machen.

Trotz alldem: Die Ankunft Jesu unterscheidet sich grundlegend vom "Arrival" des Kinospektakels. Denn statt Ungewissheit herrscht mit der Ankunft und Menschwerdung von Gottes Sohn Gewissheit. Die Stille dieser Zeit ist ihr Grundton. Die Botschaft dieses Advents ist keine Bedrohung. Sie ist durch und durch visionär. Hoffnungsvoll. Froh. Vielleicht sollte man sich nicht immer gleich vom Spektakel verführen lassen.

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(RP)
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