Kolumne: Gott Und Die Welt Johannes der Täufer - ein Wartender wie wir

Der dritte Advent steht ganz im Zeichen von Johannes, dem Propheten, der Jesus am Jordan taufte und ihm dennoch nicht folgte.

Vielleicht lassen wir den Advent etwas zu gleichgültig und unbedacht vorüberziehen. Eine Zeit des Wartens und des Fastens soll er sein. Doch meist wirkt er bloß wie eine mehrwöchige Überbrückung zum eigentlichen Weihnachtsfest, wie ein Countdown zu Bescherung und Gänsebraten. Diese Zeit kann man mehr oder weniger stimmungsvoll verbringen mit dem Abklappern der schönsten, mit kleinen Abstufungen aber zumeist sehr ähnlich aussehenden Weihnachtsmärkte; oder eine Spur spiritueller mit einem schönen Adventskranz und ein paar Weihnachtsliedern sonntagabends daheim.

Der Weihnachtsfestkreis im Kirchenjahr tanzt da ein wenig aus der Reihe. Weil die vier Adventssonntage auch ein bisschen Bibelstunde und ein bisschen Glaubenskunde und auf jeden Fall mehr sind als nur die Einstimmung auf die Geburt Jesu. Der spannendste und nachdenklichste dieser vier Sonntage ist für mich der dritte. Der steht ganz im Zeichen Johannes des Täufers. Und das ist schon chronologisch eine ziemliche Herausforderung. Denn Johannes wirkt zu einer Zeit, da Jesus längst geboren und bereits ein junger Erwachsener ist. Auf der anderen Seite kündigt Johannes in seinen Bußpredigten das Kommen des Heilands an.

Er ist also Prophet zu einer Zeit, da sich die Prophezeiung mit Christi Geburt schon erfüllt hat. Und so kommt es, dass der Prophezeite selbst seinen Propheten aufsucht, also zu jener Stelle des Jordan geht, an der Johannes die Menschen tauft. Auch Jesus lässt sich von ihm taufen - mit unglaublichen Folgen. Der Himmel tut sich auf, und Gott meldet sich zu Wort: "Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe." Mit der Taufe wird Jesus als Gottes Sohn erkannt und erkennbar. Das ist schon erstaunlich genug; noch eigenartiger aber erscheint das, was kommt. Johannes ist immerhin der Wegbereiter Jesu und gilt als dessen Vorläufer. Doch mit der kurzen Begegnung, mit der Erfüllung der Prophezeiung ist auch schon alles beendet. Jesus geht wieder eigene Wege, Johannes bleibt zurück und wird kein Jünger. Der Täufer als Vorläufer wird kein Mitläufer. Das Einmalige seiner Taufe wird besonders durch das Einmalige dieser Begegnung. Alles zielt genau auf diesen Moment. Johannes aber ist und bleibt Glaubenszeuge.

Der Täufer ist eine durch und durch adventliche Figur, ein beharrlich Wartender. Sein Ziel ist die Zeugenschaft. So, wie viele Gläubige es zur Weihnachtszeit vielleicht erfahren. Darum erscheint uns Johannes von den vielen bedeutsamen Gestalten der Bibel am nächsten zu sein - er ist derjenige, der bei allem Tun stets weiß, dass jemand kommen wird, "der stärker ist als ich".

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(RP)
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