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Gott und die Welt Nächstenliebe unter Fußballfans

Für die 90 Minuten eines Fußballspiels fallen die Grenzen in unseren Köpfen. Dazu gehört auch ein gemeinsames Verständnis von Fairness und Respekt.

 Rainer Maria Kardinal Woelki.

Rainer Maria Kardinal Woelki.

Foto: Woelki

Wenn heute im DFB-Pokalfinale Bayern München und Borussia Dortmund aufeinander treffen, werden über 75.000 Menschen im Berliner Olympiastadion mitfiebern. Menschen, die die Leidenschaft für den Fußball teilen, die jedoch unterschiedlicher nicht sein könnten: Alte und Junge, Einheimische und Zugewanderte, Menschen mit und ohne Arbeit, Christen und Muslime. Über 90 Minuten sitzen und stehen sie nebeneinander, fachsimpeln, liegen sich in den Armen, trauern, jubeln miteinander. Genau deshalb bin ich so gern im Stadion. Denn Fußball schafft, was immer weniger gesellschaftlichen Ereignissen gelingt: Menschen unterschiedlicher sozialer, ethnischer und religiöser Herkunft erleben sich als Gemeinschaft, als Wir, und begegnen sich mit Toleranz und Sympathie. Für 90 Minuten fallen alle Grenzen in unserem Kopf. Das gilt auch für die Spieler. Sie kommen aus vielen Teilen der Welt, sind verschieden gebildet, haben unterschiedliche religiöse Wurzeln - und haben doch ein gemeinsames Ziel: Sie wollen als Sieger vom Platz gehen. Was sie dafür neben Professionalität benötigen: ein gemeinsames Verständnis von Fairness und Respekt - unterstützt und korrigiert vom Schiedsrichter. Einen Großteil der Fußball-Faszination macht das Gefühl aus, gemeinsam an etwas Unberechenbarem teilzunehmen, nicht zu wissen, wie es ausgeht und was geschehen kann. Dazu kommt das Gemeinschaftsgefühl: Hier gehöre ich hin, das ist mein Verein, das sind die Menschen, mit denen ich in der Fankurve zusammenstehe. Der Begriff "Fan" leitet sich vom lateinischen Wort "fanaticus" ab, was so viel heißt wie "göttlich begeistert". Höllisch wird es, wenn Fans fanatisch im negativen Sinne werden; dann ist - ähnlich wie bei religiös fanatischen Menschen - nichts vor ihnen sicher. Gebe Gott, dass solcher Fanatismus immer wieder in seine Schranken gewiesen wird. Aber wenn wir uns begeistern lassen und ein gemeinsames Ziel vor Augen haben, gelingt es uns eher, unser Leben lebenswerter zu gestalten. Die Fußballer sprechen vom Fairplay, Jesus drückte es so aus: Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst. Das ist alles andere als einfach. Wer geht schon gerne zum Schiedsrichter und gesteht seine Schwalbe ein? Aber nur wenn wir aufeinander achten, läuft es für alle Menschen rund. Die Kraft, eine faire Welt zu bauen, die haben wir, denn Gott hat die Fähigkeit zur Liebe jedem Menschen gegeben. Ich wünsche uns ein echtes Fußball-Fest. Seien Sie Fan, lassen Sie sich begeistern, bleiben Sie am Ball, wenn es um die Liebe zum Nächsten geht.

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(RP)
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