Kolumne: Gott Und Die Welt Verrückt vor Hoffnung

Eine neue Feuerpause für Syrien soll heute beginnen - darauf hatten sich die USA und Russland geeinigt. Aber werden die Waffen tatsächlich ruhen? So oder so ein Grund für Christen, Gebete in den Himmel zu schicken.

Heute soll in Syrien, dem geschundenen Land mit den zahllosen Opfern, ein Waffenstillstand in Kraft treten. Die USA und Russland haben sich am vergangenen Montag auf eine Feuerpause in Syrien geeinigt. Der syrische Präsident Assad hat der Vereinbarung in dieser Woche zugestimmt. Viele Menschen schauen gebannt nach Syrien.

Und nun? Werden in Syrien tatsächlich die Waffen schweigen? Endet der seit fünf Jahren dauernde Krieg, der die Lebensgrundlagen vieler der 22 Millionen in Syrien lebenden Menschen zerstört hat, der Städte in unbewohnbare Trümmerwüsten verwandelt, Kulturgüter unwiederbringlich vernichtet und eine große Fluchtbewegung ausgelöst hat, die vielen Menschen weiteres Leid gebracht hat? Wird es nun einen längeren Waffenstillstand geben? Das wäre wahrlich noch kein Frieden, aber doch endlich wenigstens eine Unterbrechung des Mordens und Tötens!

Unvorstellbare 240.000 Tote, davon 12.000 Kinder - also mehr als zum Beispiel die Stadt Krefeld Einwohner hat - sind die bisherige Bilanz des Schreckens. Die Menschen in Syrien wissen schon längst nicht mehr, von welcher Armee oder von welchen Kämpfern sie gerade bombardiert werden und vor wem sie eigentlich fliehen. Sie sind zum Spielball der verschiedenen Kriegsparteien, Banden und Terrorgruppen geworden. Es ist ein Irrsinn, es ist Barbarei, wie dieses Land mit seiner Jahrtausende alten Kultur blindwütig zerstört wird. Bis heute scheint es keiner stoppen zu können oder zu wollen.

Wird es nun aber tatsächlich heute einen Waffenstillstand geben? Das wäre ein guter Grund für Christen sowie Menschen aller anderen Religionen, heute Dankgebete in den Himmel zu schicken. Ganz sicher werden aber viele Gläubige weiterhin das uralte Gebet sprechen, das Jesus von Nazareth schon kannte, das "Vater unser". Wenn Christenmenschen beten "Dein Reich komme", dann sagen sie damit angesichts von Leid, Not und Elend unüberhörbar: Es muss anders und besser werden. Ungerechtigkeit, Unfriede, Unmenschlichkeit werden nicht Bestand haben.

Ist das naiv? Nein, Christen sind vor Hoffnung verrückt! Sie setzen sich trotz allem für eine bessere Welt ein. Eine Weilt, in der Gerechtigkeit blüht und die Menschen in Frieden und Freiheit miteinander leben - auch in Syrien.

Der rheinische Präses Manfred Rekowski schreibt hier an jedem vierten Samstag im Monat. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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